Patricia Pierce: Jurassic Mary

Mary Anning wurde 1799 als Tochter eines Tischlers in Lyme Regis an der Küste von Dorset geboren. Heute ist der Küstenabschnitt auch wegen des Namens „Jurassic Coast“ allen Fossilien-Fans bekannt. Zu Annings Lebenszeiten aber steckte die Paläontologie noch nicht mal in den Kinderschuhen und jeder Fund war ein großes Wunder. Wenn die Auftragslage schlecht war, sammelte Marys Vater Fossilien, vor allem Ammoniten, Belemniten und andere kleinere Tiere wie Muscheln, und verkaufte sie an die damals noch raren Touristen in der Stadt. Mary war dabei seit sie vier Jahre alt war und entwickelte schnell einen Blick dafür, wo sich große Fossilien verbargen. Als der Vater an Tuberkulose starb, übernahmen sie und ihr Bruder das Fossiliengeschäft. In den nächsten Jahren entwickelte sich Mary Anning zu einer der besten und erfolgreichsten Fossiliensammlerinnen des Landes. Sie entdeckte unter anderem den ersten vollständigen Ichthyosaurier, den ersten Pterodaktylus auf englischem Boden und diverse Plesiosaurier. Dennoch war ihr Name nur wenigen bekannt, denn sie verkaufte die Fossilien an Forscher, die sie wiederum beschrieben und an Museen weitergaben.

„One must have, at the very least, a grudging admiration for this unusual and independent woman born into a strictly stratified society, into which she did not fit.“

Zwar schätzten viele von ihnen ihre Expertise und fragten sie häufig nach Rat, der Zugang zur Geological Society oder auch nur ihren Treffen blieb ihr als Frau aber verwehrt. Ihre großen Funde sind heute mit anderen Namen assoziiert. Zeit ihres Lebens litt Anning darunter, dass es keine Möglichkeit gab, ihrer gesellschaftlichen Stellung zu entkommen. Sie konnte nicht erwarten, jemals die Würdigung zu erfahren, die ihr zugestanden hätte, ein Umstand, der sie über die Jahre immer mehr verbitterte.

JurassicMary

Anning hat außer ihren Entdeckungen wenig hinterlassen. Zu ihren Lebzeiten wurde nur ein einziges Schriftstück von ihr veröffentlicht. Beinahe alles andere, was man sonst über sie weiß, stammt aus Briefen, Tagebüchern oder Berichten, die sie selbst geschrieben hat oder in denen über sie gesprochen wurde. Aus dieser dünnen Datenlage ein ganzes Buch zu machen, ist nicht leicht und deshalb geht es in diesem Buch auch viel um Lyme Regis, London, England, die Französische Revolution und alles andere, was Mary Anning in ihrem Leben beeinflusst hat oder beeinflusst haben könnte. Die Tatsache, dass sie und ihre Mutter lange direkt an der Küste lebten, nach einem schweren Sturm, der beinahe ihr Haus zerstört hätte, aber weiter in die Stadt zogen, wird nicht weniger als drei mal erwähnt. Auch etliche andere Fakten in Annings Leben blieben über die Jahre stabil, werden aber aus verschiedenen Quellen mehrfach zitiert. Auf Dauer fand ich das ein wenig ermüdend. Die ihr zugeordneten Fossilien werden im Anhang zwar aufgelistet, tatsächlich hätte ich mir gerade zu ihren Funden aber ein bisschen mehr Info gewünscht.

Dennoch ist Annings Lebensgeschichte außergewöhnlich, interessant und lesenswert. und wie dünn die Datenlage auch sein mag, ist es wichtig, ihre Geschichte bekannter zu machen. Leider konnte ich keinen Hinweis auf eine deutsche Anning-Biographie finden, immerhin Tracy Chevaliers Roman Zwei bemerkenswerte Frauen gibt es aber auf deutsch. Darin erzählt sie die Geschichte von Mary Anning und einer weiteren Fossiliensammlerin aus Lyme Regis, Elizabeth Philpot.


Patricia Pierce: Jurassic Mary. Mary Anning and the Primeval Monsters. The History Press 2014. 238 Seiten.

Das Zitat stammt von S. 147

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