Jasper Fforde: The Woman Who Died a Lot

Im siebten und bisher letzten Teil* der Thursday Next-Reihe versetzt Fforde seine Protagonistin Thursday in eine Art Vorruhestand. Nachdem der sechste Teil für sie nicht ganz glimpflich geendet hat, soll sie ein bisschen kürzer treten und ist kein Teil der SpecOps mehr sondern Bibliothekarin. Aber es wäre kein Thursday Next-Roman wenn sich ihre Rolle einfach darauf beschränken würde, die nächsten 300 Seiten „Psst!“ zu sagen. Schon bei ihrem ersten offiziellen Einsatz – sie soll die Bibliothek im Kloster der Blessed Lady of the Lobster sichten – gibt es beinahe Tote. Offenbar ist die Goliath Corporation noch immer daran interessiert, die komplette und vollständige Macht über den Planeten und die Menschheit zu erlangen. Und auch in ihrer neuen Rolle bleibt Thursday ihre Erzfeindin.

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Noch dazu muss sie ihren Sohn Friday davon abhalten einen Mord zu begehen, der vorherbestimmt ist und auch noch versuchen, den Zorn der Global Standard Deity in den Griff zu kriegen. Teile ihrer Heimatstadt Swindon stehen nämlich unmittelbar davor, durch eine himmlische Feuersäule göttlichen Zorns vernichtet zu werden. Verkompliziert wird das alles dadurch, dass Goliath Thursday ständig durch Doubles ersetzt, was erhöhte Vorsichtsmaßnahmen nötig macht und zumindest auf der Double-Seite eine ganze Reihe Opfer fordert.

„Working in fiction gives one a somewhat tenuous hold on reality, but it’s not the hold that’s tenuous – it’s the reality: which reality, whose reality, does it matter anyway – and will there be cake.“

Nachdem ich von Teil V und VI der Serie nicht mehr sehr begeistert war, habe ich zu diesem einen überraschend leichten Zugang gefunden. Trotzdem fand ich, dass The Women Who Died a Lot nicht mehr viel mit dem Beginn der Serie zu tun hatte. Der Charme der ersten Teile ist die Buchwelt, in der Thursday sich bewegt und in der sie auf viele Charaktere trifft, die man aus der Literatur kennt. Die „Technologie“ dieser Welt und fast alle Referenzen und Witze beziehen sich auf irgendeine Art auf Bücher und das Lesen. Seit Thursday die Fähigkeit verloren hat, sich in diese Welt einzulesen und erst recht, seit sie kein Literary Agent der SpecOps mehr ist, verliert dieser Teil immer mehr an Bedeutung und verschwindet in diesem Buch ganz. Das Schicksal ihres Sohnes, die genialen Erfindungen ihrer Tochter und eine weitere, imaginäre Tochter sowie der damit verbundene Kampf gegen ihre langjährige Feindin Aorins spielen eine weit größere Rolle. Bücher verkommen dabei beinahe zur Nebensache.

Die Handlung aber ist immerhin stringenter als im ziemlich wirren Vorgänger und die Gags wirken weniger recycelt. Dennoch würde ich mich sehr wünschen, dass Thursday, wenn sie irgendwann mal zurückkehrt, wieder mehr in den Büchern unterwegs ist und ihr die kreative Pause gut getan hat und die wirklich guten Ideen nicht in den anderen Projekten stecken. So oder so werde ich, nachdem ich nun schon beim siebten Teil bin, natürlich auch den achten lesen, das ist ja klar.

* ein achter Teil ist seit Jahren geplant. Derzeitiger Stand ist laut Autor, dass jetzt erst ein reihenloses Buch über Häschen kommt, dann Dragon Slayer 4, dann Shades of Grey 2 und dann Thursday Next 8. Also mal sehen. Für Shades of Grey 2 wird es aber auch ernsthaft Zeit.


Jasper Fforde: The Woman Who Died a Lot. Hodder & Stoughton 2013. 380 Seiten. Erstausgabe beim gleichen Verlag 2012. Eine deutsche Übersetzung liegt nicht vor.