In Die rote Köchin erzählt die Bauhaus-Schülerin Hannah R. von ihrer Zeit an der legendären Weimarer Institution und von ihrer Tätigkeit als Köchin und Mitglied einer spartakistischen Zelle. Von ihrer Tätigkeit als Köchin finanziert sie die Aktivitäten der Gruppe und verköstigt in Volksküchen die werktätige Bevölkerung. Zu jedem der kurzen Kapitel gehört ein Rezept, das auf die eine oder andere Art zum Inhalt passt.
Das Kapitel um den Spartakistenpudding widmet sich keinem geringeren als Gropius höchstselbst, der den Pudding sehr gelobt haben soll, so zumindest schildet es Hannah R. Serviert wird der Pudding 1922 zur feierlichen Einweihung des Denkmals der Märzgefallenen, das Gropius auf dem Weimarer Friedhof schuf. Es erinnerte an die Männer und Frauen, die beim Widerstand gegen den Kapp-Putsch getötet wurden. Das Denkmal wurde 1936 zerstört und zehn Jahre später neue errichtet.
„Diesen Pudding haben wir bei der Einweihung des Denkmals der Märzgefallenen gemacht, der „Chef“ mag ihn sehr gern.“
Der Spartakistenpudding ist ein Brotpudding und damit ein recht einfach gehaltenes Dessert, so wie es viele Gerichte in diesem höchst (!) lesenswerten Buch sind. Allein schon die Verwendung von Roggenbrot macht es zu einem insgesamt rustikaleren Nachtisch als die meisten anderen ähnlichen Gerichte. Und er sieht wirklich ganz furchtbar aus, das sage ich gleich. Ich habe nie einen weniger attraktiven Nachtisch* gesehen, aber dafür schmeckt er erstaunlich gut.
Wer es selber ausprobieren will, geht vor wie folgt:

Spartakistenpudding
- 200 g altbackenes Roggenbrot
- 500 ml lieblicher Weißwein
- 5 Eier, 3 davon getrennt
- 150 g Butter
- 1/2 TL gemahlener Zimt
- 100 g Rohrzucker
- 2 EL Semmelbrösel
- 100 g Aprikosenmarmelade
- 3 TL Cognac
Das Brot würfeln, dabei sehr dicke Krusten abschneiden. Den Zucker im Weißwein auflösen. Brot mit Wein in eine Schüssel geben und ca. 1 Stunde einweichen lassen. Anschließend durch ein Sieb abgießen und das Brot noch etwas abtropfen lassen.
120 g Butter zerlassen. Den Ofen auf 180°C vorheizen.
In einer Schüssel 2 Eier, 3 Eigelb und die geschmolzene Butter vermengen. Die eingeweichten Brotwürfel und den Zimt dazu geben und alles gründlich verrühren. Die Eiweiße steif schlagen und vorsichtig unter die Masse heben.
Eine Puddingform oder eine nach unten schmaler werdende Glasschüssel mit etwas Butter fetten und die Semmelbrösel darin verteilen. Die Pudding-Masse in die vorbereitete Schüssel geben. Die Schüssel in einen großen ofenfesten Topf stellen. Wasser angießen, bis es knapp unter dem Rand der Schüssel steht. Dabei darauf achten, dass kein Wasser in die Pudding-Masse gelangt. Die Schüssel mit einem ebenfalls ofenfesten Topfdeckel o. ä. abdecken (nur die Schüssel – nicht den ganzen Topf). Das ganze Konstrukt in den Ofen schieben. Die Masse 40 Minuten garen lassen und dann prüfen, ob sie schon komplett gestockt ist, sonst evtl. länger garen lassen.

Den fertigen Pudding etwas auskühlen lassen, aus dem Wasserbad nehmen und auf einen Teller stürzen.
Für die Sauce 100 g Aprikosenmarmelade in einem Topf erhitzen. 20 g Butter zugeben, schmelzen lassen und gut verrühren. Den Cognac ebenfalls unterrühren.
Den Pudding lauwarm und mit etwas Sauce servieren.
Zitat und Rezept stammen von S. 169 von Die rote Köchin (anonym), Ventil 2012.
* Das stimmt nicht ganz. Ich habe mal in Lissabon in einem schrecklichen Restaurant furchtbare Sardinen mit ungenießbaren Kartoffeln gegessen bzw. fast nichts davon gegessen. Trotzdem war mir den ganzen nächsten Tag schlecht und ich hatte Sehstörungen. Und in diesem Restaurant gab es eine Vitrine mit Desserts, die noch schlimmer aussahen, als dieser Brotpudding und auch, als hätten sie da möglicherweise auch 1922 schon gestanden.
Mehr Essen aus Bücher gibt es auf schiefgegessen.
Ich habe zuerst „Sparkassenpudding“ gelesen. 😉
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Ich finde, dazu würde er irgendwie auch passen.
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