Essen aus Büchern: Mandel-Orangenkuchen aus Charlotte Mendelsons „When We Were Bad“

Heute gibt es einen Kuchen aus der Küche von Rabbi Claudia Rubin aus Charlotte Mendelsons Roman When We Were Bad. Dieser Kuchen ist Teil der Pessach-Tradition des sephardischen Judentums und im Roman Teil eines grandiosen Seder-Essens, was ein komplizierter Vorgang ist, dessen Erklärung zu viel Raum einnehmen würde, weshalb ich Interessierte an die Weiten des Internets verweise. Claudia will sich bei dieser Einladung selber übertreffen und halst sich eine Menge Arbeit auf. Ihre Liste noch zu erledigender Dinge hat einen Tag vor dem Essen noch mehr als zwei Seiten im Buch. Und da ist sie schon am sechsten Tag der Vorbereitungen.

„On Thursday, thankfully her day off from shul, Claudia:

[….] boils eight oranges for two hours and, when they are cool and soft as death, mixes them with ground almonds, cocoa, sugar and eggs, pours the speckled goo into cake tins and bakes them until the house smells as it should. Blessed art thou, O Lord our God, King of the Universe, who has kept us in life and preserved us and enabled us to reach this season, she thinks, and then she stops, and then she carries on.“

Ich habe drei mal nachgelesen aber ja, sie kocht acht Orangen, zwei Stunden lang und püriert das alles in ihren Kuchen. Das ist weit außerhalb meiner Back-Komfortzone, aber einen Versuch wert.

In diesem Rezept wird Backpulver verwendet, was umstritten ist. An Pessach wird nichts gegessen, was gesäuert ist, worunter auch die Verwendung von Hefe fällt. Was andere Backtriebmittel angeht, gehen die Meinungen durchaus auseinander. Einige legen das Gesetz so aus, dass es okay ist, weil Backpulver chemisch treibt und nicht durch Gärung, andere schließen auch diese Art von Backtriebmitteln aus. Ich habe Grund zu der Annahme, dass die Rubins nicht so sehr orthodox sind, deshalb erlaube ich mir Backpulver. Dank großer Mengen Mandeln braucht dieser Kuchen kein Mehl, was auch mit den Pessach-Vorschriften zu tun hat und noch dazu alle freut, die an Zöliakie leiden. Die im Text verwendeten acht Orangen ergeben Kuchen für eine ganze Gesellschaft, das habe ich deutlich runtergefahren und habe nur einen einzigen Kuchen gebacken. Und zwar so:

Orangen-Mandel-Kuchen für Pessach (und viele andere Gelegenheiten):

  • 2 Bio-Orangen, zusammen ca. 400 Gramm
  • 200 g fein gemahlene Mandeln
  • 250 g weißer Zucker
  • 50 g Back-Kakao
  • 6 Eier
  • 1,5 TL Backpulver
  • wer möchte: 1 EL Puderzucker zum Bestäuben

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Die Orangen unter heißem Wasser abwaschen und gründlich trocken reiben um evtl. Beschichtungen zu entfernen. 1,5 – 2 Stunden lang kochen, bis die Schale merklich weich wird. Aus dem Wasser nehmen und kurz abkühlen lassen.

Den Ofen auf 180°C Umluft vorheizen. Eine Springform mit ca. 25 cm Durchmesser sorgfältig fetten.

Die Orangen aufschneiden, evtl. Kerne sowie den Stielansatz entfernen. Den ganzen Rest der Orangen, inkl. Schalen und allem, pürieren. Das Püree in eine Rührschüssel geben. Die Eier trennen. Die Eiweiße in einen hohen Rührbecher geben, die Eigelbe in die Rührschüssel zum Orangenpüree. Die geriebenen Mandeln, 125 g des Zuckers, das Backpulver und den Kakao ebenfalls in die Rührschüssel geben und zu einer gleichmäßigen Masse verrühren. Die übrigen 125 g Zucker zu den Eiern in den Rührbecher geben und die Eier schaumig aufschlagen. Vorsichtig unter die Orangen-Mandel-Masse heben. Den Teig in die vorbereitete Springform gießen.

Auf mittlerer Schiene ca. 60 Minuten backen. Nach etwa 45 Minuten überprüfen, ob die Oberfläche dunkel wird und evtl. mit Alu-Folie oder einem ofenfesten Topfdeckel abdecken. Nach Ende der Backzeit den Ofen abschalten, die Ofentür einen Spalt breit öffnen und den Kuchen im Ofen langsam auskühlen lassen. Erst aus der Form nehmen, wenn er komplett ausgekühlt ist. Wer möchte, kann den Kuchen anschließend mit Puderzucker bestäuben.

Das Ergebnis ist ein wirklich großartiger Kuchen. Ich bin sowieso ein großer Fan von Orangen-Schokoladen-Kombos und dieser Kuchen ist noch dazu wahnsinnig locker und, durch die pürierte Orange, auch sehr saftig. Die Mandeln und die festen Stücke der Orangenschale haben in der ganzen Fluffigkeit einen angenehmen Biss. Ich bin ja immer super panisch, dass meine Rührteige zu trocken werden, das kann hier fast nicht passieren. Da die Schale mit püriert wird, ist das Aroma sehr orangig, aber viel weniger süß als bei Kuchen, die nur den Saft verwenden. Den gibt es auf jeden Fall nochmal.


Charlotte Mendelson: When We Were Bad. Picador 2008. Die Zitate stammen von S. 228 (im Bild) und S. 229 (im Text).

Das Rezept habe ich Monate, bevor ich gebacken habe, rausgesucht und mir nicht notiert, woher es ist, was mir sehr leid tut, ich hätte die Quelle gerne angegeben.

Mehr Essen aus Büchern gibt es auf schiefgegessen.

4 Gedanken zu “Essen aus Büchern: Mandel-Orangenkuchen aus Charlotte Mendelsons „When We Were Bad“

    • Marion 3. April 2020 / 11:54

      Das freut mich wirklich _sehr_. Vielen Dank!

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  1. thursdaynext 3. April 2020 / 12:39

    Danke! Ein Kuchen mit gekochten Ornagen das lockt ungemein in dieser Zeit ,die es sinnvoll zu füllen gilt ist bäckerisches Neuland ein schöne Herausforderung. Wir heute nachgebacken.

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    • Marion 3. April 2020 / 12:55

      Cool, das freut mich! Dann wünsche ich viel Freude beim Backen, gutes Gelingen und noch mehr Freude beim Essen!

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