Essen aus Büchern: Buljol aus Monique Roffeys „The White Woman on the Green Bicycle“

In Monique Roffeys The White Woman on the Green Bicycle verschlägt es das Ehepaar George und Sabine Harwood von England nach Tobago. Nur ein paar Jahre soll der Auslandsaufenthalt dauern. Sabine hasst die Insel von Anfang an. Sie kann nichts anfangen mit der fremden Kultur, der unbarmherzigen Hitze und der Expat-Community, in der sich ihr gesamtes Sozialleben abspielt. George, ganz verliebt in die Insel, gibt sich dennoch größte Mühe, sie von ihrem neuen Leben auf Zeit zu überzeugen und zeigt ihr die schönsten Ecken. An einem Abend besuchen sie Freunde in Toco wo sie hoch über der malerischen Bucht zu Abend essen:

We dined at the house on the cliff-top, drank rum and ate buljol with Crix.“

Buljol ist ein Salat auf Stockfisch-Basis, der in Trinidad und Tobago verbreitet und beliebt ist. Ursprünglich ein simples „Arme-Leute-Essen“, hat es sich inzwischen zu einem beliebten Klassiker entwickelt. Kein Wunder – die Zubereitung ist schnell und einfach, die Zutaten sind leicht zu variieren und lecker ist es auch noch.

(Der Ausflug nach Toco wird trotz Buljol und Rum übrigens kein Erfolg, weil der Strand von einer Quallenplage heimgesucht wird und Sabine jetzt auch noch überzeugt ist, dass große Teile der lokalen Fauna eine ständige Gefahr darstellen.)

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Buljol für zwei Personen:

  • 200 g Stockfisch*
  • 1 rote Paprika
  • 2 große Tomaten
  • 3 Frühlingszwiebeln
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 – 2 Chilischoten, Sorten und Menge nach Geschmack
  • Salz
  • 1 EL Öl

* wenn man normalen Stockfisch nimmt, muss man diesen vor der Weiterverarbeitung wässern und kochen. Ich habe allerdings mit Stockfisch aus der Dose gearbeitet, der einem viel Arbeit und noch mehr Gestank erspart. Und damit ist das hier vielleicht das kürzeste Rezept in der Geschichte von Essen aus Büchern:

Knoblauch und Zwiebel fein hacken, Frühlingszwiebel in schmale Ringe schneiden. Die Chilischoten halbieren, entkernen und in feine Streifen schneiden. Paprika und Tomaten klein würfeln. Den Stockfisch mit den Händen in kleine Stücke zerteilen. Alles in einer Schüssel vermischen, das Öl darüber geben und mit Salz abschmecken.

Und das war’s. Gegessen wird Buljol mit Bake, einem in Fett ausgebackenen Brot, Toast oder im Roman eben mit Crix, einem Cracker, der mit TUC vergleichbar ist.

Mein erstes Stockfisch-Erlebnis war ein kaum kaubarer Brocken Bacalao, der mir in Lissabon als Abendessen verkauft wurde. Das war’s dann für mich. In den Jahren danach habe ich Stockfisch mit größter Verachtung gestraft. Buljol hat seinen Ruf bei mir nun gerettet. Zwar ist der Fisch in diesem Salat noch immer eine etwas zähe Angelegenheit, zusammen mit dem Gemüse ergibt er aber eine wunderbar funktionierende Mischung. Ich wage sogar zu behaupten, dass ich das nochmal machen würde.


Das Zitat stammt von S. 259 von Monique Roffey: The White Woman on the Green Bicycle. Pocket Book 2010.