Cara Nicoletti: Yummy Books!

Schon seit einem halben Jahr liegt hier ein Leseexemplar von Suhrkamp – es ist ein Kochbuch und eigentlich schreibe ich hier nichts über Kochbücher, obwohl ich dazu dezidierte Ansichten habe. Für Yummy Books! mache ich eine Ausnahme, denn das Buch führt, passend zu meiner Reihe „Essen aus Büchern“, „in 50 Rezepten durch die Weltliteratur“.

YummyBooks.jpgCara Nicoletti ist Metzgerin, Konditorin und Bloggerin. Seit einigen Jahren schon betreibt sie den lesenswerten Blog Yummy Books, auf dem sie Rezepte aus Büchern vorstellt. Ich kannte diesen Blog tatsächlich noch nicht und freue mich, ihn dank dieses Buchs nun entdeckt zu haben.

Die Autorin versucht, eine emotionale Verbindung zwischen Büchern und Essen herzustellen und zu erklären. So lautet auch der erste Satz des Klappentexts „Soulfood für Lesehungrige“. Gegliedert ist das Buch in die Kapitel „Kindheit“, „Jugend und Studium“ und „Erwachsenenalter“. Jedem Rezept ist eine Geschichte vorangestellt, in der Nicoletti beschreibt, welche Bedeutung das jeweilige Gericht bzw. der entsprechende Roman für sie hat. Die Rezepte an sich sind sehr schlicht gehalten, wie auch das gesamte Buch nicht in der gewohnten Kochbuch-Form ist. Bilder gibt es nur zu sehr wenigen Rezepten und nicht immer zeigen diese das fertige Gericht. Kochen kann man das alles natürlich auch so, aber Nicoletti hat auf ihrem Blog ein paar wirklich schöne Bilder und mir ist nicht klar, warum man im Buch darauf verzichtet.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Rezepte für eine deutsche Leserschaft größtenteils kein wirkliches Soulfood sind, weil die Bücher einfach keine deutschen Soul-Bücher sind. Natürlich tauchen ein paar internationale Klassiker auf, wie beispielsweise Pippi Langstrumpf, Moby Dick oder Anna Karenina. Viele der Bücher allerdings wie Sehr blaue Augen oder Nancy Drew dürften beim Großteils des deutschen Publikums keine Sehnsucht nach verregneten Sonntagen mit Lieblingsbüchern und frischgebackenen Keksen wecken. Das tut natürlich der Qualität der Rezepte keinen Abbruch, das Konzept aber gerät doch etwas ins Wanken. Hinzu kommt, dass viele der Rezepte zwar gut aber auch nicht spektakulär sind, wie beispielsweise Erbsensuppe (Charlotte’s Web) oder Rosinenbrötchen (Der geheime Garten). Anderes hingegen wie Crostini mit Favabohnen- und Hänchenleber-Mousse (ausgerechnet Das Schweigen der Lämmer) ist ambitioniert, raffiniert und macht Lust auf Ausprobieren.

Insgesamt gerät Yummy Books! dennoch eher zu einem Lesebuch mit guten Rezepten darin als zu einem anregenden Kochbuch. Volle Punktzahl allerdings gibt es für die Autorin, die eine enorm sympathische Ausstrahlung hat und es versteht, den Leser mit ihrer Begeisterung für gute Bücher und gutes Essen anzustecken. Ich halte ja aber die Beschäftigung mit Essen aus Büchern für grundsätzlich sehr lohnenswert und extrem spannend und freue mich, dass es jetzt endlich auch mal ein Buch darüber gibt.


Cara Nicoletti: Yummy Books! In 50 Rezepten durch die Weltliteratur. Suhrkamp 2017. 332 Seiten, € 16,95. Übersetzt von Tanja Handels und Susanne Kammerer. Titel der Originalausgabe: Voracious: A Hungry Reader Cooks Her Way Through Great Books. Little, Brown and Company 2015.

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