Eigentlich mache ich bei „Essen aus Büchern“ ja nur Sachen, die ich noch nicht kenne. Aber für Rarebits mache ich eine Ausnahme, dieser glorreiche Berg Käse auf Toast darf ich euch nämlich nicht entgehen. Das Rezept ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt, erst noch unter der Schreibweise Rabbit. Woher der Hase im Namen kommt, weiß scheinbar niemand.
Originale Rezepte von Nationalgerichten zu finden ist ein Weg voller Gefahren und Fallstricke. Jedes Rezept ist natürlich the original recipe. Wenn es eine Kommentarfunktion unter dem Rezept gibt, kommen weitere 400 Varianten dazu, die irgendjemandes Großmutter immer gemacht hat und die auf jeden Fall der einzig richtige Weg sind.
Der kleinste gemeinsame Nenner ist: Welsh Rarebits enthalten immer Brot (meistens Toast) und Käse (meistens Cheddar + X). Darüber hinaus können folgende Zutaten in stark variierenden Mengen enthalten sein: Worcestershire Sauce, Eigelb, Butter, Milch, Buttermilch, Stout (i.d.R. Guiness), Ale, Paprikapulver, Senf oder Senfsaat, Salz, Pfeffer, Mehl, Chilipulver, Tabasco, Lauchzwiebeln, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie. Desweiteren kann man Tomatenscheiben, Gurkenscheiben, Schinken, Bacon oder ein Spiegelei hinzufügen. Es ist also ein Essen für Leute, die vergessen haben, dass schon wieder Sonntag ist.
Welsh Rarebits gibt es wegen dieses schönen Satzes aus First Among Sequels, dem fünften Thursday-Next Band:
“The evening air will be rich with the scent of Welsh rarebit tonight.”
In diesem Band verdient Thursday sich ein paar Pfund extra mit Käseschmuggel aus der Republik Wales und hat gerade eine neue Ladung in Empfang genommen hat, die nun unter den „Cheeseheads“ der Stadt verteilt wird.
Meine Variante ist wie so oft ein Konglomerat aus mir in den Kram passenden Rezepten. Viele Rezepte empfehlen, nicht nur Cheddar zu nehmen, weil der je nach Reifegrad sehr stark schmeckt, sondern auch milden Käse zu nehmen, z.B. Lancashire. Weil es hier keinen Lancashire gibt, habe ich Butterkäse genommen, was milderes ist mir gerade nicht eingefallen. Ich habe mich für die Stout-Variante entschieden und Guiness gekauft, dabei außer acht lassend, welche Auswirkung meine Extra Stout-Vorliebe auf die Farbe haben würde. Rein optisch habe ich Karamell-Creme produziert, aber was soll’s. Lecker war es nämlich trotzdem und hat mein Käse-Verlangen für mindestens eine Woche gestillt.
4 Portionen Welsh Rarebits:
- 4 Scheiben Sandwichtoast Vollkorn
- 50 g Mehl
- 50 g Butter
- 250 ml Stout, z.B. Guiness, Zimmertemperatur (wer absolut kein Bier mag, kann hier auch Milch verwenden, dann schmeckt es anders aber auch sehr lecker)
- 150 g Cheddar, gerieben
- 100 g Butterkäse, gerieben
- 2 TL milden Senf
- 2 TL Worcestershiresauce
- nach Geschmack Salz und Pfeffer
Den Ofen auf höchste Stufe Oberhitze bzw. Grill vorheizen. Das Brot leicht antoasten.
In einem Topf die Butter zum Schmelzen bringen, das Mehl einrühren und zu einer Masse verrühren. Eine Minute köcheln lassen, dabei ständig umrühren, damit das Mehl nicht ansetzt. Mit dem Bier ablöschen und zügig mit dem Schneebesen verrühren, damit sich keine Klumpen bilden. Im Grunde macht ihr eine Bier-Béchamel.
Anschließend den geriebenen Käse, Senf und Worcestershiresauce zugeben und weiter rühren, bis alles eine homogene Masse ergibt. Nach Geschmack mit Salz und Pfeffer würzen. Die Masse auf die angetoasteten Brotscheiben geben und im Ofen auf oberster Schiene backen bis der Käse Blasen wirft und braun wird. Das dauert im Allgemeinen ca. fünf Minuten.
Essen kan man die Rarebits einfach so, Baked Beans passen aber auch gut und ein Salat erweckt zumindest den Anschein, man würde sich um gesunde Ernährung scheren. Und jetzt legt los und erfüllt die Abendluft mit dem Duft geschmolzenen Käses!
Das Zitat stammt von S. 139 der Ausgabe Hodder & Stoughton 2008.
Heute ist Samstag…und ich rätsele womöglich bis morgen über diesen von mir nichtz zu dechiffrierenden Satz deinerseits: „Es ist also ein Essen für Leute, die vergessen haben, dass schon wieder Sonntag ist.“ Was sind das für Leute? Bitte um Aufklärung meiner Unwissenheit. Schönen Sonntag 🙂 P.s.: Bin sonst absoluter Cheesehead: Ziegenrolle gebacken über brauen Champignons mit Kräutern und Knobi, Raclette, Fondue, Käsestangen, Brötchen mit Quittengelee , Gratins , nichts ist vor mir sicher aber welsh rarebits …erscheinen mir schon ein sehr englisches Gericht zu sein 😉
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Meine liebe Thursday, ich springe dir erklärend zur Seite. Um die Verwirrung zu perfektionieren: Der Artikel ist sogar am gestrigen Freitag erschienen. Was ich meinte war, dass es ein Resteessen ist, das man aus dem zusammenkratzen kann, was gerade noch im Haus ist, wenn man an einem (nicht unbedingt diesem sondern einem hypothetischen) Sonntag vergessen hat, vorher einkaufen zu gehen und nun keine Gelegenheit mehr dazu hat.
Und ich gebe dir recht: Das ist tatsächlich recht britisch. Mehr als einen davon kann ich auch nicht. Im Jahr.
Thursday selbst isst an diesem Abend übrigens Mac and Cheese und keine Rarebits 🙂
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Vielen Dank, der Samstag ist gerettet und ich um eine nette Wortumgehung für Resteessen reicher, kein Spprichwort wie ich dachte. Einen pro Jahr ….ja…das müsste gehen. *G* Allzeit beliebt als Resteessen sind bei uns die pekuniär benachteiligten, mittelalterlichen, Rüstungsträger, sollte ssalzig sein geben wir es in eine Pfanne und braten es mit Eiern und Zwiebeln . Schönen Sonntag dir und bitte weiterhin diese wunderbare Rezept Reihe aus Büchern.
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Oh, Arme Ritter hab ich auch Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Dabei ess ich die eigentlich echt gerne.
Und keine Sorge, da kommen noch eine ganze Menge Beiträge. Ideen hab ich für die nächsten zwei Jahre…
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Prima 🙂
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