Essen aus Büchern: Spaghetti al Limone aus Ariane Kochs „Die Aufdrängung“

Ariane Kochs Debüt-Roman Die Aufdrängung ist ein sehr schwer greifbarer Text. Nur wenig wird konkret benannt und selbst die Eckpfeiler der Handlung bleiben im Dunkeln. Der Roman handelt von einer Frau, die in ihrem Leben unzufrieden ist, aber nicht die Kraft findet, es zu verändern, bis ein Gast in ihr Leben eindringt. Wer der Gast ist ob Mensch, ob Tier, ob Phantom – man weiß es nicht. Ebenso wenig konkret wird der Ort, an dem sie lebt. Ein beinahe unvorstellbares Haus mit einem immer voller Staubsauger, das in einem vage umrissenen Dorf in den Bergen liegt. Umso netter, wenn es wenigstens halbwegs Greifbares gibt, und wenn es nur ein Teller Nudeln ist:

„[…] und habe mich dann abgewandt und bin ohne sichtbares Zögern zum Haus zurückgelaufen, habe mich aufs Sofa gelegt wo ich einen großen Teller mit Spaghetti al Limone zu mir genommen habe, während im Fernsehen eine Sendung über den Beinbruch eines Elchbabys ausgestrahlt wurde.“

Ob das aber tatsächlich so war, weiß man nicht, denn der ganze Satz, aus dem das Zitat stammt und der so lang ist, dass er ein eigenes Kapitel bildet, beginnt mit „Oder es ist alles noch viel schlimmer…“ und ist damit wieder nur eine weitere Möglichkeit in der schwebenden Realität dieses Romans. Möglicherweise also hat es das Spaghetti-Essen auf dem Sofa nie gegeben. Bevor sie also in den Nebeln alternativer Enden verschwinden, hier schnell das Rezept:

Spaghetti al Limone

für eine Person, auf dem Sofa zu essen

  • 120 g Spaghetti
  • Saft und Schalenabrieb einer halben Zitrone
  • 30 ml Olivenöl
  • 40 g geriebener Parmesan
  • 2 EL gehackte Basilikumblätter
  • Salz und Pfeffer

In einer Schüssel Olivenöl, Zitronensaft und Parmesan verrühren, bis eine Emulsion entsteht. Mit etwas Pfeffer und Salz abschmecken.

Die Spaghetti nach Packungsanweisung al dente kochen. Kurz vor dem Abgießen etwas Kochwasser abschöpfen.

Die Nudeln abkochen, zurück in den Topf geben und mit der Öl-Zitronensauce-Sauce vermischen. Sollte das Ganze zu trocken werden, etwas Kochwasser zugeben und unterrühren. Zitronenabrieb und Basilikum dazugeben. Spaghetti al Limone auf einen Teller geben, aufs Sofa setzen und Elchreportage gucken.

That’s it – mehr baucht es nicht für dieses Essen, das zumindest in den Sommermonaten der Carbonara mühelos den Rang als supersimples Feierabend-Essen abläuft. Viel Spaß damit!


Ariane Koch: Die Aufdrängung. edition Suhrkamp 2021. Das Zitat stammt von S. 162.

Mehr Essen aus Büchern gibt es auf schiefgegessen.

4 Gedanken zu “Essen aus Büchern: Spaghetti al Limone aus Ariane Kochs „Die Aufdrängung“

  1. Alexander Carmele 1. Juli 2022 / 20:28

    Ein tolles Gericht (das ich mal wirklich kenne 🙂 ) und ein tolles Buch. Ich freue mich sehr auf das nächste Buch von Ariane Koch, eines meiner absoluten Lesehighlights im letzten Jahr. Gerade die Ungreifbarkeit ließ es so plausibel, real, und dicht werden für mich.

    Gefällt 1 Person

    • schiefgelesen 2. Juli 2022 / 9:48

      In der Tat ein sehr gelungenes Debüt! Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und er ist mir trotz (oder wegen?) seiner Ungreifbarkeit sehr in Erinnerung geblieben.

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  2. sabhut 1. Juli 2022 / 22:45

    Liebe Marion, das klingt nach einem tollen Gericht, ich würde es am liebsten sofort ausprobieren! Ich liebe Zitronen. Leider ist es gerade schon viertel vor elf, und natürlich haben wir längst gegessen (Spaghetti übrigens). Aber morgen oder übermorgen… Und sehr gut, dass ich auf diese Weise noch mal an die „Aufdrängung“ erinnert werde, die ich doch längst schon lesen wollte! Dir weiterhin einen schönen Sommer und liebe Grüße Sabine

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    Gefällt 1 Person

    • schiefgelesen 2. Juli 2022 / 9:46

      Liebe Sabine, wie schön, von dir zu hören! Sowohl Roman als auch Rezept kann ich dir sehr ans Herz legen. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir in der Vergangenheit auch mal über Salzzitronen gesprochen – auch die machen sich hier sehr gut, solltest du gerade welche zur Hand haben.
      Auch dir einen wunderbaren Sommer!

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