Essen aus Büchern: Chettinad Curry aus Meena Kandasamys „When I hit you“

Essen kann, wenn man es nicht nur essen, sondern auch kochen muss, eine nervtötende, zermürbende Angelegenheit sein. Das gilt vor allem dann, wenn man kein besonders großes Interesse am Kochen hat und eigentlich lieber andere Dinge im Leben tun würde, statt jeden verdammten Tag am Herd zu stehen. So geht es der Erzählerin in Meena Kandasamys When I Hit You. Sie heiratet noch recht jung und folgt ihrem Ehemann in eine Stadt fern ihrer Heimat, in der sie niemanden kennt. In ihrem neuen Leben erwartet ihr Ehemann, den sie vorher als liebevoll und interessant kennengelernt hat, dass sie ihm ergeben dient. Selbstverständlich darf sie nicht arbeiten gehen, bald schon darf sie auch keine Kontakte außerhalb ihrer Familie mehr haben. Müßiggang sieht ihr Mann nicht gern – wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, erwartet er ein sauberes Heim und eine warme Mahlzeit. Wenn er das nicht bekommt, sind die Strafen drakonisch. Wenn er es bekommt, auch. Schon sehr früh in ihrer Ehe fühlt die Frau sich wie eine Schauspielerin, stets darauf bedacht, eine perfekte Ehefrau in einem sonnendurchfluteten Heim darzustellen.

„I must figure out a way to show on screen how even a small space of confinement begins to grow in the mind of the woman who inhabits it with her sorrows, how the walk from the bedroom to the door of the house becomes a Herculean task, or how the thought of checking on the slow-cooking chicken Cettinad curry when she is busy reading a book becomes an impossible chore.“

Der Roman ist ein ausgesprochen grausames Zeugnis einer gewaltvollen Beziehung. Es gibt kaum eine Strafe, die der jungen Frau nicht widerfährt und immer wieder hofft sie, es würde besser, wenn sie ihre Aufgaben nur besser macht. Besser putzen, besser kochen, besser still sein.

Das Chettinad Curry kann man kaum noch mit Freude essen, wenn man die Frau denkt, die es im Roman kocht. In vielen Texten steht Essen für Heimat, Familie und Geborgenheit. Bei Kandasamy hat es eine andere Bedeutung. Von der ärgerlichen Verpflichtung wird es bald zu einem weiteren angstbehafteten Element im Alltag der Protagonistin, eine weitere Möglichkeit, etwas falsch zu machen. Zu wenig, zu viel, zu warm, zu kalt, zu früh, zu spät – es gibt so viel, was daneben gehen kann. When I Hit You ist sicher ein extremes Beispiel, aber das Gefühl, sich so viel Mühe zu geben und es am Ende doch nicht allen recht zu machen, teilen viele, die Kochverantwortung tragen.

Hier also ein Rezept für alle, die keinen Bock haben, sich heute für unperfektes Abendessen anmaulen zu lassen und keine Lust haben, zu beantworten was „das Schwarze da ist“ (Mohn. Auf Brötchen magst du das). Lest es, während die TK-Pizza im Ofen ist.

Chettinad Curry für ein sehr hungriges Ehepaar oder vier Personen

  • 500 g Huhn
  • 2 TL Öl
  • 1 große Zwiebel, gehackt
  • 2 Curryblätter
  • 2 große Tomaten
  • 1 Lorbeerblatt
  • 300 ml Wasser

Marinade:

  • 1 Msp Kurkuma
  • 1/4 TL Chilipulver
  • 1 EL Joghurt
  • 1 EL Knoblauch-Ingwer-Paste
  • Salz

Gewürze:

  • 1 EL Mohnsaat
  • 60 g Kokosraspel
  • 1 EL Koriandersamen
  • 1 TL Fenchelsamen
  • 3/4 TL Kumin
  • 1/2 TL Pfefferkörner, schwarz
  • 1 TL Kashmiri Red Chili Powder
  • 3 grüne Kardamom-Kapseln
  • 4 Nelken
  • 1/2 TL Zimt, gemahlen
  • etwas Wasser

Das Huhn in mundgerechte Stücke schneiden. Alle Zutaten der Marinade vermischen und das Fleisch darin mindestens 2 Stunden marinieren.

In einer Pfanne ohne Öl auf niedriger Hitze Koriandersaat rösten. Nach einigen Minuten Kardamom, Kreuzkümmel, Fenchel, Pfeffer, Zimt und Nelken zugeben. 3 – 4 weitere Minuten anrösten, bis die Gewürze ein deutlich wahrnehmbares Amoma entwickeln.

Mohn, Kokosraspel und Chilipulver unterrühren und nochmals 3 – 4 Minuten rösten. Dann die komplette Mischung in einen Mixer geben und mit etwas Wasser zu einer glatten Paste verarbeiten.

Die Gewürzmischung aus dem Mixer in eine Schüssel umfüllen und beiseite stellen. Im Mixer die Tomate pürieren.

Das Öl in einer Pfanne erhitzen. Lorbeer und Zwiebel darin dünsten, bis die Zwiebel durchsichtig wird. Das Huhn samt Marinade zugeben und mindestens 5 Minuten mitbraten. Mit den pürierten Tomaten ablöschen, dann die Gewüzpaste und die Curryblätter unterrühren. 300 ml heißes Wasser angießen. Die Pfanne abdecken und das Curry köcheln lassen, bis das Huhn gar ist, mind. 20 Minuten. Evtl. zwischendrin den Deckel entfernen, wenn das Curry dickflüssiger werden soll.


Meena Kandasamy: When I Hit You. Or, A Portrait of the Writer as a Young Wife. Atlantic Books 2018. 249 Seiten. dt.: Schläge. Ein Porträt der Autorin als junge Ehefrau. CulturBooks.

Das Zitat stammt von S. 21.

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