Sarah und Emily Grimes, die jungen Protagonistinnen in Easter Parade, sind stolz auf ihren Vater. Er lebt in New York und schreibt für die New York Sun, die wichtigste Zeitung der Stadt, die Überschriften, was die wichtigste Stelle in der ganzen Redaktion ist. Da sind sich Sarah und Emily sicher und es ist das, was sie den anderen Kindern sagen, wenn sie fragen, warum er nicht mehr nach Hause nach New Jersey kommt. Weil er eben in New York unabkömmlich ist.
Der Besuch beim Vater gerät dann allerdings zur Enttäuschung. Die New York Sun ist, das findet sogar der Vater selbst, keine besonders gute Zeitung und er hat nicht mal einen eigenen Schreibtisch. Am Rande eines großen Tisches sitzt er und korrigiert Artikel. „Wenn ich sehr talentiert wäre, würde ich vermutlich woanders hingehen, aber ich bin nur – ihr wißt schon – ich bin nur ein Mann am Redaktionstisch, ein Korrektor“, gesteht er seinen Töchtern beim Mittagessen, zu dem er sich einen großzügigen Aperitif gönnt:
„Er trank zwei Whiskeys vor dem Essen, für die Mädchen bestellte er Ginger-ale; dann, als sie ihr Chicken à la King und Kartoffelbrei aßen, sprach Emily zum ersten Mal, seit sie das Büro verlassen hatten. „Daddy? Wenn du die Sun nicht magst, warum arbeitest du dann dort?“
In den folgenden Wochen versuchen die Mädchen noch tapfer, das Bild des wichtigen Vaters bei der wichtigen Zeitung aufrecht zu erhalten, aber es bröckelt schon gewaltig. Die Töchter haben das Vertrauen in den Vater verloren. Das Mittagessen in New York ist sicher keins, das Sarah und Emily in guter Erinnerung behalten haben. Das Gericht ihrer Wahl, Chicken à la King, war allerdings in der Mitte des 20. Jahrhunderts extrem populär und findet Eingang in viele Romane, die in dieser Zeit spielen. Es ist eine Art Hühnerfrikassee, meistens mit Pilzen, Erbsen und Paprika zubereitet. Ob es einem König gewidmet ist, oder ob es von einem berühmten Koch mit dem Nachnamen King entwickelt wurde, ist der Stoff von Legenden und vermutlich nie final zu klären. Serviert wird es oft mit Nudeln, Reis, oder in Blätterteig-Pasteten. Die Kombination mit Kartoffelbrei ist selten, aber nicht ausgeschlossen, wie wir an diesem literarischen Beispiel sehen. Das Rezept für Kartoffelbrei spare ich an dieser Stelle allerdings aus.

Chicken à la King
für vier Personen
- 2 Hähnchenbrust-Filets
- 80 g Butter
- 60 g Weizenmehl
- 240 g Champignons
- 450 ml Hühnerbrühe
- 350 ml Milch
- 2 Eigelb
- 80 ml Schlagsahne
- 120 g Erbsen, tiefgekühlt
- 2 rote Spitzpaprika
- Salz, Pfeffer
Die Champignons putzen und in Scheiben schneiden. Die Paprika halbieren, entkernen und in feine Streifen schneiden.
20 g Butter in einer Pfanne erhitzen. Die Hühnerbrust kleinschneiden und scharf anbraten. Die Temperatur reduzieren und das Fleisch durchgaren lassen. Aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen.
Die übrigen 60 g Butter bei mittlerer Hitze in einer Pfanne schmelzen. Die Champignons darin etwa fünf Minuten garen. Hühnerbrühe und Milch in einem separaten Topf erhitzen. Das Mehl zu den Pilzen in die Pfanne geben und mit einem Schneebesen verrühren, bis sich alles mit der Butter verbunden hat. In einer Schüssel die Eigelbe mit der Sahne verrühren. Vier bis fünf EL der heißen Brühe-Milch-Mischung zugeben und schnell unterrühren. Mischung beiseite stellen.

Den Rest der Flüssigkeit in die Pfanne geben und alles sorgfältig verrühren, so dass sich keine Klümpchen bilden. Aufkochen und etwa 5 Minuten köcheln lassen. Anschließend die Hitze reduzieren, bis die Sauce nicht mehr kocht. Die Ei-Mischung rasch unterrühren und die Sauce nicht mehr aufkochen lassen, da das Eigelb sonst gerinnt.
Nun noch Huhn, Paprika und Erbsen unterheben und alles noch einige Minuten ziehen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit Nudeln, Reis oder in einer Blätterteigpastete servieren oder – wie in der literarischen Vorlage – mit Kartoffelbrei.
Die Zitate stammen von S. 13 von Richard Yates: Easter Parade. DVA 2007.
Das Rezept habe ich im wesentlichen von The Stay at Home Chef übernommen.
Mehr Essen aus Büchern gibt es auf schiefgegessen.