Naturschutz im Kleinen: „Wildbienenhelfer“ von Anja Eder

„Jeder kann zum Wildbienen-Helfer werden und damit zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen“, so lautet das Versprechen auf dem Cover dieses Buches, das Bestimmungshilfe, Gartenratgeber und Bildband in einem ist. Die Grafik-Designerin Anja Eder hat aus ihrer Liebe zu den Hautflüglern ein ehrgeiziges Projekt gemacht. Mit Beobachtungen im eigenen Garten fing die Leidenschaft für Wildbienen an. Im Vorwort erzählt die Autorin, wie sie selbst zuerst zu Hause feststellte, dass mit den Insekten etwas nicht stimmte. Besonders schockierte sie, wie Bienen auf eine neu gesetzte Pflanze reagierten, die aus dem Großmarkt kam und offenbar mit aggressiven Schutzmitteln behandelt worden war. Sie beschloss, etwas zu ändern, und auch andere zu ermutigen, es ihr gleichzutun.

Die Ursachen für das allgemein bekannte Insektensterben liegen oft in der Landwirtschaft. Durch Pestizideinsatz, Monokulturen und fehlende Randstrukturen wie Blühstreifen fehlt es Insekten an Nahrungs- und Lebensräumen. Doch auch in privaten Gärten, die ja zusammengenommen eine gewaltige Fläche ausmachen, steckt oft viel ungenutztes Potenzial. Nicht nur die vielgeschmähten Schottergärten sind Nahrungswüsten für Insekten, sondern auch Gärten mit ungeeigneten Pflanzen und ohne Nistmöglichkeiten geben den Tieren keine Chance. Exotische Pflanzen oder Züchtungen mit gefüllten Blüten können von den Insekten nicht genutzt werden.

Anja Eder hat ihr Buch nach Monaten aufgebaut. So kann man sowohl schnell nach den Bienen suchen, die man in der jeweiligen Jahreszeit erwarten kann, als auch nach Pflanzen, die in diesen Monaten blühen. Zu jeder Pflanze ist aufgeführt, wieviel Pollen und Nektar sie enthält und auch, welchen Bienen sie besonders hilft. Denn neben den unspezialisierten Arten, wie beispielsweisen den bekannten Rostroten Mauerbienen, gibt es einige, die auf sehr spezifische Pflanzen angewiesen sind. So fliegen beispielsweise die Reseden-Maskenbiene oder die Zaunrüben-Sandbiene nur ganz bestimmte Pflanzen an. Wo es diese nicht gibt, kann man auch nicht auf die Insekten hoffen. So unterschiedlich wie ihre Nahrungspräferenzen sind auch die Lebensräume der Bienen: Viele Mauerbienen akzeptieren dankend Insektenhotels, während andere ihre Brutgänge in den Boden graben oder ausschließlich Schneckenhäuser beziehen. Mehr als 40 in Deutschland vorkommende Arten werden in diesem Buch auf jeweils zwei Seiten mit großen Bildern und kurzem Text porträtiert. In Vor- und Nachwort liefert die Autorin allgemeine Infos und Hinweise zu guten und gut gemeinten Nisthilfen.

Wer das Buch einmal von Anfang bis Ende durchblättert, merkt, dass das Versprechen auf dem Cover tatsächlich stimmt: Mit nur wenig Aufwand und Planung lassen sich selbst in kleinsten Gärten oder auf dem Balkon Lebensräume schaffen, die in der Stadt wie auf dem Land rar geworden sind. Besonders hilfreich fand ich dabei die Auflistung von Pflanzen nach dem Monat ihrer Blüte. Wenn es von Februar bis Oktober blüht, haben ja schließlich nicht nur die Insekten was davon.


Anja Eder: Wildbienenhelfer. TiPP 4 2018. 248 Seiten.

Auf der Seite des Projekts ist ein Video zu finden, das einen guten Einblick in Aufbau und Gestaltung des Buchs gibt.

7 Gedanken zu “Naturschutz im Kleinen: „Wildbienenhelfer“ von Anja Eder

  1. Petra Wiemann 15. Mai 2021 / 13:28

    Das Buch kann ich auch sehr empfehlen. Ich habe neue Wildbienenarten kennengelernt und in meinem Garten schon viele bienenfreundliche Pflanzen gesetzt, die hier empfohlen werden.

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    • schiefgelesen 15. Mai 2021 / 14:25

      Wie schön! Hoffentlich stellen sich auch die erhofften Besucherinnen ein.

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  2. soerenheim 18. Mai 2021 / 6:57

    Klingt nach einem sinnvollen Buch… leider fehlt mir Garten oder Balkon 😦
    Aber ich sehe, dass bei uns immer mehr Flächen bienenfreundlich eingerichtet werden.
    Aufgefallen ist mir das Buch aber natürlich, weil die Schrift von oben nach unten kleiner wird, so dass es sich für mich liest wie WILD! Bienen… helfer…
    Als ich noch Zeitungen gelayoutet hab, hat man uns immer eingeschärft, dass die „schweren“ Elemente nach unten müssen. Dann wiederum können Bienen fliegen, also vll gilt das da nicht.

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    • schiefgelesen 18. Mai 2021 / 23:09

      Das ist schade! Da hilft dann wohl nur Seedbombs werfen 🙂
      Das mit der Schrift wäre mir gar nicht aufgefallen, hättest du es nicht erwähnt.

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      • soerenheim 19. Mai 2021 / 7:15

        In einem Teil der öffentlichen Grünanlagen, Straßenkästen u.ä. wird hier tatsächlich schon ziemlich auf Insektenfreundlichkeit geachtet, ich glaube da würde ich mit Seedbombs nur stören 😉

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        • schiefgelesen 19. Mai 2021 / 10:53

          Das stimmt natürilch. Ich habe sowieso den Eindruck, dass bei öffentlichen Flächen bzw. den zuständigen Kommunen mehr darauf geachtet wird und mehr Problembewusstsein herrscht. Die Vollkatastrophen nehme ich eher im privaten Bereich wahr.

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          • soerenheim 19. Mai 2021 / 15:52

            Ich beobachte da in der Lokalpolitik eine interessante Spaltung was Umweltpolitik betrifft, die weniger zwischen Parteien als mitten durch Personen verläuft. Es gibt tatsächlich ein deutliches wachsendes Bewusstsein für Umweltprobleme vom Mikro bis Makro. Aber oft genug scheinen dann auch bienendfreundliche Brachflächen es wieder leichter zu machen, stärkere Einschnitte an anderen Stellen, die ja sicher nötig sind, bei Seite zu wischen…

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