Essen aus Büchern: Pasta Puttanesca aus Ellen Feldmans „Scottsboro“

In ihrem Roman Scottsboro beschreibt Feldman einen realen Fall, der sich in den 1930ern in Alabama zugetragen hat. Zwei Frauen hatten in „unmoralischer Absicht“ die Staatsgrenze nach Teneessee passiert, um dort der Prostitution nachzugehen. Auf der Rückfahrt wurden sie entdeckt und behaupteten zu ihrem eigenen Schutz, sie seien von einer Gruppe Schwarzer Mitreisender vergewaltigt worden. Obwohl eine der beiden Frauen ihr Geständnis bald widerrief, wurden neun Jungen und Männer im Alter von 13 bis 19 zum Tode verurteilt. Das Verfahren zog sich über Jahre und ging als Fall der „Scottsboro Boys“ in die Geschichte ein.

In Scottsboro arbeitet die New Yorker Journalistin Alice an diesem Fall und wird bald zur Vertrauten von Ruby, einer der beiden Frauen, die das Ganze ins Rollen gebracht haben. Schnell glaubt sie, dass Ruby lügt und die Anklage haltlos ist, findet damit im rassistischen Alabama aber kein Gehör. Ihre Kollegen im liberalen New York finden es derweil schwer, zwei Prostituierten Glauben zu schenken. Dabei ist ihre Einstellung vorgeblich eine ganz andere, viel solidarischere:

„Two or three times a week, the Italian wife of the janitor, who lived in the basement, cooked lunch or dinner for editors and writers and visiting intellectuals. Her chicken cacciatore was legendary. Her pasta puttanesca was almost as famous, but that had as much to with the origins of the recipe as its tastiness. What self-respecting left-wing journal of opinion could resist a dish dreamed up by oppressed women of the street? Whenever she served it, someone quoted Baudelaire about prostitution being essentially a matter of lack of choice. Oh, how we loved those women of easy virtue, in the abstract.“

Puttanesca_1

Pasta alla puttanesca ist ein italienisches Gericht, um dessen Namen sich Legenden ranken. Angeblich wurde das Gericht von italienischen Prostituierten erfunden, die ihre Arbeitsstätten nur einmal pro Woche zum Einkauf verlassen durften und deshalb auf Haltbares bauen mussten. Andere Quellen besagen, es käme von „Facci una puttanata qualsiasi“, was so viel bedeutet wie „irgendwas zusammenwerfen“. Der Name „pasta alla puttanesca“ taucht allerdings erst in den 1960ern auf. Was immer die Frau des Hausmeisters da kocht, „pasta puttanesca“ nennt sie es im Jahr 1931 sicher nicht. Extrem ähnliche Gerichte existieren allerdings seit Jahrhunderten im ganzen Süden Italiens und tauchen auch im Silberlöffel auf, der „Bibel der Italienischen Küche“.

Nun wollen wir aber der Baudelaire-zitierenden (ich konnte das Zitat übrigens nicht finden) Tischrunde nicht den Appetit mit Klugscheißerei verderben. So oder so ist pasta alla puttanesca nämlich ein hervorragendes Gericht. Also: „Ich esse es ja! Aber nicht unter falschem Namen!“ Und zwar so:

Pasta Puttanesca für 2:

  • 200 – 250 g Pasta, klassischerweise Spaghetti
  • 250 g Cherry- oder Datteltomaten (oder gehackte Tomaten aus der Dose)
  • 80 g Sardellen in Öl
  • 2 Zehen Knoblauch
  • 80 g entsteinte Oliven
  • 1 kleine rote Chili
  • 1,5 TL Kapern
  • evtl. geriebenen Parmesan zum Servieren

Puttanesca_2

Die Knoblauchzehen schälen und zerdrücken, die Tomaten vierteln. Die Oliven in dünne Scheiben schneiden. Die Chili längs halbieren, entkernen und fein hacken.

Eine Pfanne auf mittlerer Stufe erhitzen. Die Sardellen-Filets mit etwas Öl in die Pfanne geben und dünsten, bis sie sich mit dem Pfannenwender leicht zerdrücken lassen. Dann den zerdrückten Knoblauch zugeben und einige Minuten mitdünsten, mit den Tomaten ablöschen. Etwa 5 Minuten köcheln lassen. Chili, Oliven und Kapern zugeben, Sauce weitere 5 Minuten köcheln lassen.

Während die Sauce kocht, die Pasta bissfest garen.

Die fertige Pasta abgießen und mit der Sauce vermengen. Mit Parmesan bestreuen und sofort servieren.

Pasta puttanesca ist, wie immer man sie nennt und wo immer der Name herkommt, eine meiner Lieblings-Pasta-Saucen. Man kann echt nichts falsch machen, man kann sich das noch eben nach Feierabend zusammenrühren und man muss sich nicht mal Mühe mit dem Würzen geben, weil die ganzen Zutaten schon alles mitbringen, was es braucht. Völlig idiotensicher, klappt immer, schmeckt großartig.


Das Zitat stammt aus: Ellen Feldman: Scottsboro. W. W. Norton & Company, 2008. S. 36.

Mehr Essen aus Büchern gibt es auf schiefgegessen.wordpress.com.

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