Essen aus Büchern: Olele aus Aminatta Fornas „The Memory of Love“

Dass Olele gerade aus einem Aminatta Fornas The Memory of Love seinen Weg in diese Reihe findet, ist reiner Zufall. Unter dem Namen Moin Moin wird es geneigten Lesenden auch schon bei Adichie begegnet sein und es hat seinen Platz in großen Teilen der westafrikanischen Literatur. Ich bin also das erste mal schon vor Jahren darüber gestolpert und seitdem immer wieder, dachte aber immer, dass das irgendwie komisch klingt. Das Gericht besteht aus Bohnen, die zusammen mit Fisch, Zwiebeln und Tomatenmark püriert werden und anschließend in einer Folie oder einem Bananenblatt gedämpft werden. Zumindest ist das eine von sehr, sehr vielen Möglichkeiten der Zubereitung. Gegart werden kann auch im Ofen, man kann den Fisch weglassen, man kann ihn durch Fleisch ersetzen… Basis ist und bleibt das Bohnenpüree. Nun also habe ich mich durchgerungen, dem ganzen eine Chance zu geben.

In The Memory of Love wird Olele bei einer Feier serviert, die der Ausgangspunkt diverser und anhaltender Konflikte sein wird. Das weiß da natürlich noch keiner, aber zumindest der Erzähler ist angespannt genug, dass er keinen Bissen anrührt und nur zu viel trinkt:

There were dishes of spiced cashew nuts and Twiglets, as the evening wore on trays of olele wrapped in leaves. I ate nothing.

Twiglets sind übrigens salzstangenähnliche Gebilde, die mit Hefeextrakt gewürzt werden. Die Blätter halte ich für Bananenblätter und habe sie für dieses Rezept auch benutzt. Wer das nicht möchte oder keine bekommt (ich bin in der TK-Abteilung des asiatischen Lebensmittelladens für € 1,60 fündig geworden), kann jederzeit mit Alufolie arbeiten. Geschmacklich machen die Blätter nämlich eigentlich nichts und man isst sie ohnehin nicht mit. Hübsch sind sie halt. Aber jetzt zu meinem lange aufgeschobenen Experiment:

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für 8 Olele:

  • 400 g Augenbohnen, über Nacht eingeweicht
  • 200 g Sardinen in Tomatensoße
  • 2 EL Tomatenmark
  • 1 Zwiebel
  • 1 TL Gemüsebrühepulver
  • 1 Chilischote
  • 1/2 TL Salz
  • 8 Bananenblatt-Stücke in ca. A4-Größe oder entsprechend große Stücke Alufolie

Wie gesagt – Olele hat unendlich viele Varianten und das ist nur eine von vielen, die ich gefunden habe. Statt Sardinen werden oft auch getrocknete Fische verwendet oder rohes Lachsfilet. Tobt euch aus.

Die Haut von den eingeweichten Bohnen so gut es geht entfernen. Es hilft, die Bohnen im Wasser mit etwas Druck gegeneinander zu reiben, dadurch lösen sich die Häute ein bisschen besser. Die Bohnen einzeln zu schälen ist möglich, man braucht aber einen Hang zu meditativen Arbeiten, sonst wird man irre. Die geschälten Bohnen in den Mixer geben oder in eine Schüssel, wenn ihr mit einem Pürierstab arbeitet. Die Bohnen gründlich zerkleinern, bis eine leicht mehlige Masse entsteht.

Die Zwiebel schälen und in grobe Ringe schneiden, die Chilischote halbieren, die Kerne entfernen und das Fruchtfleisch in kleine Stücke schneiden.

Zwiebel, Chili, Tomatenmark, Salz und Gemüsebrühepulver zu den Bohnen geben. Etwa die Hälfte der Sardinen in kleine Stücke brechen und ebenfalls dazu geben. Die Mischung erneut pürieren, bis eine glatte Masse ensteht. Wenn die Masse sehr trocken wird, etwas Wasser zugeben. Die übrigen Sardinen in kleine Stücke schneiden und vorsichtig unter die Masse rühren.

Jeweils ein Bananenblatt ausbreiten und 1/8 der Masse in einer länglichen Form darauf geben. Das Blatt erst von den langen Kanten über die Bohnenmasse schlagen, dann die kurzen Kanten darüber schlagen, so dass das Paket sicher schließt. Die gefüllten Blätter mit der „Naht“ nach unten in einen Dämpfeinsatz legen. Etwa 45 Minuten lang garen.

Gegessen werden Olele pur oder auch mit Gemüse oder Soßen – das ist Geschmackssache. Ich muss sagen, dass sie mich jetzt nicht völlig vom Hocker gehauen haben. Die Bohnenmasse ist doch ziemlich kompakt. Allerdings hatte ich mit einem fast nicht essbaren Ergebnis gerechnet und bin insofern doch sehr positiv überrascht. Vor allem die Sardinen darin, die ich am Anfang für eine echt schlechte Idee gehalten habe, haben mich überzeugt. Im Zweifel ist dieses Essen aus Büchern also zumindest mal einen Versuch wert.


Das Zitat stammt aus Aminatta Forna: The Memory of Love. Bloomsbury 2010.

4 Gedanken zu “Essen aus Büchern: Olele aus Aminatta Fornas „The Memory of Love“

  1. wolfgang 7. Juli 2019 / 15:24

    schöne Idee, dein ‚essen aus büchern’…

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    • Marion 8. Juli 2019 / 8:18

      Danke! Leider nicht ganz meine 🙂

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    • Marion 13. August 2019 / 22:05

      Es ist allein eine Frage der Geduld. Wer die mentale Ruhe hat ein Pfund Bohnen zu häuten, der*die schafft auch den Rest. Mit Leichtigkeit.

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