Essen aus Büchern: Lamb Dawn Sock aus Zadie Smiths „White Teeth“

Das Personal von Zadie Smiths Roman White Teeth hat einen recht multi-ethnischen Hintergrund. Nun aber sind sie alle in London gestrandet und einer der Charaktere, Samad, verdient sein Geld im Restaurant eines entfernten Verwandten. Er hasst diesen Job mit Hingabe. In seiner Heimat Bangladesh hat er einen Studienabschluss erworben, der ihm in London nichts bringt. Die Gäste interessieren sich nicht einen Hauch für das Essen und die Kultur seiner Heimat, wollen zu allem immer nur Pommes und dann muss er auch noch ergeben dankbar sein für 15 Pence Trinkgeld.

„Lamb Dawn Sock and rice. With Chips. Thank you.
And fifteen pence clinked on China. Thank you, sir. Thank you so very much.“

Die Gerichte, die in diesem Restaurant serviert werden, sind maximal anglisiert und haben mit den Originalen nicht mehr viel zu tun. Lamb Dawn Sock ist natürlich nicht der richtige Name, sondern eine ebenfalls anglisierte Aussprache von Lamb Dhansak, einem Gericht der Parsi-Küche. Es handelt sich um geschmortes Lamm mit Linsen, in der Regel kommt auch noch Gemüse rein und eine ganze Menge Gewürze.

Die Rezepte, die ich für dieses Gericht gefunden habe, reichen von super einfach bis ziemlich elaboriert, auch was die Anzahl der Gewürze und die Menge von Gemüse angeht. Es gibt Rezepte, die arbeiten mit nicht weniger als drei verschiedenen Linsensorten. Ich nehme ja immer Mary Berry als Goldstandard der britischen Alltagsküche und Ms Berry verwendet nur Rote Linsen und als einziges Gemüse eine Dose Tomaten. Eine google-Bildersuche legt aber nahe, dass Kürbis eine ziemliche Standard-Zutat ist. Außerdem lässt sich kein Restaurant die Chance entgehen, die Fleischportion mit ordentlich Gemüse aufzuhübschen. Mein Anspruch an diese Reihe ist ja, dass ich Gerichte so mache, wie der Text sie stützt und nicht, wie ich sie gerne hätte. Ich bleibe also mit meiner Variante hier im unteren Drittel der Elaboriertheits-Skala. Die Fritten lasse ich mal unkommentiert. Aber im Ernst – wer sagt schon nein zu Fritten, wenn man welche haben kann?

Collage_Dhansak

Lamb Dawn Sock and rice with chips

für 4 Personen

  • 2 EL Sonnenblumenöl
  • 500 g Lammfleisch aus der Keule
  • 500 g Kürbis
  • 100 g Rote Linsen
  • 2 Zwiebeln
  • 25 g frischer Ingwer
  • 3 Zehen Knoblauch
  • 2 Chilis, Sorte nach gewünschter Schärfe
  • 1/2 TL gemahlener Kardamom
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1,5 TL gemahlener Koriander
  • 1,5 TL gemahlener Kurkuma
  • 400 g gehackte Tomaten
  • 200 ml Rinderbrühe
  • 1 TL Honig
  • 320 g Basmati-Reis
  • 500 g Pommes Frites

Ingwer und Knoblauch schälen und in sehr feine Scheiben schneiden. Die Chilis der länge nach aufschneiden, die Kerne entfernen und das Fruchtfleisch klein schneiden. In einem Mörser alles zu einer Paste verarbeiten.

Den Kürbis evtl. schälen, die Kerne entfernen und das Fruchtfleisch in mundgerechte Stücke schneiden. Die Linsen waschen und verlesen. Kürbis und Linsen in einen Topf geben und so viel Wasser angießen, dass sie gerade bedeckt sind. 1 TL Kurkuma zugeben. Aufkochen und dann auf mittlerer Temperatur garen, bis alles Wasser verkocht ist, mindestens aber 20 Minuten. Anschließend etwa 1/3 davon abnehmen und in einer Schüssel pürieren oder fein zerdrücken. Beides beiseite stellen.

Das Lammfleisch in mundgerechte Stücke schneiden, evtl. Sehnen entfernen. Die Zwiebeln schälen und in feine Ringe schneiden. In einem Topf 1 EL Öl erhitzen und das Fleisch darin scharf anbraten. Anschließend entnehmen und beiseite stellen.

Die Hitze auf mittlere Temperatur reduzieren und 1 EL Öl in den Topf geben. Die Zwiebelringe hineingeben und 1 Minuten dünsten. Anschließend den übrigen Kurkuma, Kreuzkümmel, Kardamom und Koriander hinzugeben und 2 weitere Minuten garen. Dann die Ingwer-Knoblauch-Chili-Paste mit in den Topf geben und nochmal 2 Minuten garen. Anschließend mit Rinderbrühe und Tomaten ablöschen und das Linsen-Kürbis-Püree unterrühren. Die Hitze auf niedrige Temperatur reduzieren und das angebratene Fleisch unterheben und den Honig zugeben. Abgedeckt etwa 90 Minuten köcheln lassen. Sollte das Dhansak zu sehr andicken, kann noch etwas Brühe nachgegeben werden, bleibt es zu flüssig, kann man es eine Zeit ohne Deckel köcheln lassen.

Nach etwa einer Stunde Garzeit könnt ihr anfangen, euch mit den Beilagen zu befassen. Traditionell gibt es dazu Reis und in dieser Variante eben noch Pommes. Wie sollte es auch anders sein bei diesem Aufeinandertreffen der (Ess-)Kulturen, das Zadie Smith beschreibt. Beide Beilagen nach Packungsanweisung zubereiten. Die Pommes nach dem Backen bzw. Frittieren noch salzen.

Während der letzten 5 Minuten Kochzeit den übrigen Kürbis und Linsen unter das Dhansak rühren und evtl. mit Salz abschmecken. Dhansak, Reis und Pommes in getrennten Schüsseln servieren.

Das Ergebnis ist wirklich sehr lecker. Die Gewürze sind ziemlich zurückhaltend dosiert, da kann man ruhig noch ein bisschen drauflegen, wenn man das mag.


Das Zitat stammt von S. 58 von Zadie Smith: White Teeth. Penguin 2000.

3 Gedanken zu “Essen aus Büchern: Lamb Dawn Sock aus Zadie Smiths „White Teeth“

  1. Niamh O'Connor 7. September 2018 / 9:15

    Das muss ich unbedingt ausprobieren, ich liebe Lamm – und White Teeth sollte ich auch endlich lesen 🙂

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    • Marion 7. September 2018 / 12:49

      Ich kann dir beides nur sehr empfehlen! Sonst bin ich kein so großer Lamm-Fan, aber diese Variante hat mich sehr begeistert.

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