Warum isst man in Europa mit Messer, Gabel und Löffel? Wie verändern sich Küchen und Esskulturen, wenn sich die Werkzeuge verändern? Wie machen wir unser Essen halt- und genießbar?
Bee Wilson geht diesen Fragen in ihrer profunden Küchengeschichte auf den Grund und das sehr unterhaltsam. Sie vollzieht die Entwicklung vieler Küchenwerkzeuge nach und erzählt, welche Methoden und Utensilien es auf dem Weg dorthin gab – viele davon lassen heutige Leser staunen und schaudern.
Sie erzählt auch von den Menschen, deren Aufgabe die Essenszubereitung war und ist. Gerade an den großen Höfen war ein Heer von Köchinnen und Helfern nötig, um die Bewohner zu verköstigen und die Arbeit war härter, als es heute in irgendeiner Großküche vorstellbar ist. Erst als Arbeitskraft teurer wurde, das Personal reduziert wurde und im schlimmsten Fall gar die Dame des Hauses selbst kochen musste, machte man sich Gedanken darüber, mit welchen Gerätschaften man die Essenszubereitung möglicherweise ein kleines bisschen leichter und schneller machen konnte. Hunde, die über ein Laufrad den Braten drehten, waren nur eine der vielen Ideen, die im Laufe der Jahrhunderte in Küchen aufkamen, sich hielten oder wieder verworfen wurden.
Wilson spannt einen Bogen von den ersten Tontöpfen, durch die eine Zubereitung über dem Feuer möglich wurde, über die ersten titelgebenden Gabeln, die als schrecklich unmännlich und albern galten, bis zu heutigen hochtechnisierten Küchen voller Mikrowellen und Sous-Vide-Geräten. Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Fun-Facts für’s gemeinsame Abendessen und fundiert dargestellten komplexen Entwicklungen – ein sehr interessantes Buch für jeden, der sich für Kochen und Essen interessiert.
Bee Wilson: Am Beispiel der Gabel. Eine Geschichte der Koch – und Esswerkzeuge. Insel 2014. € 25,-, 373 Seiten. Übersetzt von Laura Su Bischoff. Originalausgabe: Consider the Fork. A History of How We Cook and Eat. Basic Books 2012.