In When I Lived in Modern Times erzählt Linda Grant von einem sehr jungen Staat und einem sehr jungen Mädchen, das dort einen Neuanfang wagen will. Die junge Evelyn Sert bekommt als Jüdin die Gelegenheit in das damals noch britische Mandat Palästina auszuwandern. Doch das erhoffte Paradies findet sie nicht in der neuen Heimat. Schließlich lässt sie sich in Tel Aviv nieder und versucht, Teil der vielversprechenden neuen Gesellschaft zu werden.
Dort trifft sie auch auf Frau Linz, die sehr jung „out of caprice“ einen älteren Mann geheiratet hat, der aus Thessaloniki stammte. Die dortige jüdische Gemeinde wurde 1492 von aus Spanien vertriebenen Sepharden gegründet und galt als orthodox und dem Mystizismus zugewandt. Das spanische Erbe beeinflusste die Kultur und Küche dieser Gemeinde sehr nachhaltig. Die Juden Thessalonikis sprachen eine eigene Sprache, Ladino, eine Mischung aus hebräischen und spanischen Wurzeln. Die Sprache ist heute beinahe ausgestorben – 1941 wurden fast alle der 60.000 Gemeindemitglieder nach Auschwitz und Treblinka deportiert. Nur rund 1.500 Menschen überlebten. Einer davon ist im Roman Herr Linz, der laut seiner Frau unerträglich ist. Frau Linz macht wenig Hehl daraus, dass sie wenig Sympathien für die letzten versprengten Reste der Saloniki-Juden und insbesondere für ihren Mann übrig hat: