Essen aus Büchern: Jollof Rice aus Chimamanda Ngozi Adichies „Half of a Yellow Sun“

Man kann glaube ich keinen Adichie-Roman lesen, ohne mindestens einmal auf Jollof Rice zu stoßen. Und damit ist sie in der westafrikanischen Literatur nicht alleine. Wenn über Essen gesprochen wird, dann auch ganz schnell über Jollof Rice. Er ist Comfort Food, Partyessen, Beerdigungsmahlzeit. Egal ob im Familienkreis oder bei Feiern beliebiger Größe darf er nicht fehlen. Und trotzdem habe ich ihn all die Jahre ignoriert, weil er mir nicht spektakulär genug vorkam. Ein kapitaler Fehler! Spektakulär ist er nun wirklich nicht, aber trotzdem sofort in die TOP 10 meiner Lieblings-Reisgerichte aufgestiegen.

Jollof Rice wurde, soweit sich das nachvollziehen lässt, im 14. Jahrhundert im heutigen Senegal entwickelt. Von dort trat das wandlungsfähige Reisgericht seinen Siegeszug über ganz Westafrika an und ist heute nicht nur im Senegal, sondern auch in den Nachbarländern und bis nach Kamerun beliebt. Bei einem Gericht, das schon so lange existiert, und in so unterschiedlichen Regionen zubereitet wird, gibt es natürlich schon lange nicht mehr „das eine“ Rezept. Viele Rezepte beinhalten Tomaten, Tomatenmark, Chili (oft Scotch Bonnet) und Zwiebeln. Je nach Region kommen andere Gewürze hinzu sowie weitere Zutaten wie Gemüsearten, Fleisch oder Fisch. Manchmal werden diese direkt mit dem Reis gegart, manchmal dazu serviert.

In Half of a Yellow Sun ist Jollof Rice der ganze Stolz von Koch Ugwu. Doch mit dem kann er nicht glänzen, als Olanna, die große Liebe seines Dienstherren Odenigbo, das erste Mal zu Besuch nach Nsukka kommt. Er soll ihr „fried rice“ servieren, ein Essen, das die weitgereiste Schönheit aus London kennt. Weder Ugwu noch Odenigbo wissen, was genau das sein soll, aber sie wissen, dass es ihr Lieblingsessen ist. Ugwu hat eigentlich überhaupt keine Lust auf den lästigen Besuch, der nichts als Arbeit mit sich bringen wird, und kocht widerwillig das vermeintliche Lieblingsessen. „It’s quite tasteless, which is better than bad-tasting, of course“ lautet wenig später Olannas vernichtendes Urteil.

„‚Yes, mah,‘ Ugwu said. He had invented what he imagined was fried rice, frying the rice in groundnut oil, and had half-hoped it would send them both to the toilet in a hurry. Now, though, he wanted to cook a perfect meal, a savoury jollof rice or his special stew with arigbe, to show her how well he could cook.“

Mit meinem fried rice kann ich übrigens auch nicht glänzen, das überlasse ich Menschen, die es besser können. Aber an Jollof Rice habe ich mich nun zumindest herangewagt. Ausgesucht habe ich dafür eine recht grundlegende Version. Sie lässt sich beliebig erweitern oder kann auch als Beilage dienen. Nachdem ich den Jollof Rice über Jahre so sträflich missachtet habe, war ich auf jeden Fall extrem positiv überrascht. Er ist würzig und anpassungsfähig, überhaupt nicht trocken, eine hervorragende Beilage, aber auch in der Lage, für sich selbst zu überzeugen. Probiert es aus!

Jollof Rice

  • 40 ml Pflanzenöl
  • 200 g gehackte Tomaten
  • 2 Rote Paprika
  • 2 kleine Zwiebeln
  • 1/2 – 1 Chilischote*
  • 1 EL Tomatenmark
  • 1 TL Currypulver**
  • 1/2 TL getrockneter Thymian
  • 1 Lorbeerblatt
  • 600 ml Gemüsebrühe***
  • 1 TL Butter (optional)
  • 400 g Langkornreis
  • Salz, Schwarzer Pfeffer
  • Optional: Zwiebelringe, Tomaten

* Je nach Sorte und Geschmack. Jollof Rice ist ein für europäische Verhältnisse scharfes Essen.
** Jamaikanisches Currypulver. Dieses kann man fertig kaufen, nach z. B. diesem Rezept selbst mischen oder notfalls auch durch anderes Currypulver ersetzen.
*** Sehr beliebt ist hierfür der sehr klassische Maggi-Brühwürfel. Wer das nicht mag, nimmt andere Brühe.

Die Paprikaschoten entkernen und grob würfeln. Eine der Zwiebeln häuten und grob hacken. Die Chilischote von Kernen und Stil befreien. Tomaten, Paprika, Zwiebel und etwas Brühe in einem Mixer zu einer glatten Paste verarbeiten. Mit 200 ml Brühe in einen Topf geben, zum Kochen bringen und etwa 10 – 15 Minuten köcheln lassen, bis es etwas einreduziert ist.

In der Zwischenzeit die zweite Zwiebel schälen und in feine Ringe schneiden. Das Öl in einer großen Pfanne (der Reis muss gleich auch noch rein) erhitzen. In etwa 2 – 3 Minuten glasig dünsten. Lorbeer, Currypulver und Thymian zugeben und 3 – 4 Minuten anrösten. Tomatenmark zugeben und ebenfalls einige Minuten anrösten. Dann mit der Tomaten-Mixtur ablöschen, zum Kochen bringen und weitere 10 – 15 Minuten reduzieren lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Diese Sauce ist die Basis für den Reis und darf ruhig kräftig abgeschmeckt werden.

Die übrige Brühe mit in die Pfanne gießen und aufkochen lassen. Den Reis abspülen und in die Pfanne geben. Butter einrühren. Sicherstellen, dass der gesamte Reis von Flüssigkeit bedeckt ist. Dann die Pfanne mit Alufolie oder Backpapier bedecken und einen Deckel auflegen. Es soll möglichst wenig Dampf aus der Pfanne entweichen können. Die Temperatur auf die niedrigste Stufe reduzieren, so dass die Flüssigkeit gerade noch so kocht. 15 Minuten einfach stehen lassen, dann einmal umrühren. Wieder zudecken und weitere 15 Minuten garen. Sollte der Reis dann noch nicht gar sein, etwas Flüssigkeit zugeben und noch ein wenig garen.

Optional mit Zwiebelringen und Tomatenvierteln oder einfach als Beilage servieren.


Chimamanda Ngozi Adichie: Half of a Yellow Sun. 4th Estate 2006.

Die Zitate stammen von S. 23.

Mehr Essen aus Büchern gibt es auf schiefgegessen.

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