Jean und Johnny heißen eigentlich ganz anders und kommen nicht aus Paris und nicht aus New York sondern aus einem winzigen Kuhdorf. Nun leben sie in der zweitgrößten Stadt des Landes und studieren Kunst. Jean ist schon da, als Johnny anreist. Und nimmt von Johnny erstmal überhaupt keine Notiz, während der ein glühender Verehrer des lässigen Künstlers wird. Der wunderbare, strahlende Jean, der zu Hause schon der Star des Dorfes war und nun der Held der Kunsthochschule ist.
„Und wirklich, wie sag ich’s?: ich bin vom Glück erfasst. Mit Jean ist es einfach wunderbar.“
Johnny imaginiert Vertrautheit, eine Freundschaft, gemeinsame Abende in der Kneipe, Gespräche über Frauen und Kunst. Doch erstmal passiert nichts davon, Jean nimmt überhaupt keine Notiz von Johnny. Sehr langsam erst bahnt sich eine Freundschaft an, die außerhalb von Johnnys Fantasie existiert und offenbart, dass Jeans nach außen getragene Nonchalance noch lange nicht alles ist.
Auch um Kunst geht es viel in diesem Roman. Jean inszeniert aufregende Happenings, Johnny malt Fische, immer nur Fische und traut sich beim Aktzeichnen nicht, die Genitalien der Modelle auch nur anzusehen. Dafür führt er lange Dialoge mit Mary Schoenblum, einer (fiktiven) New Yorker Kunsthistorikerin, die Dozentin an der Kunsthochschule der zweitgrößten Stadt ist und alles über Künstler, Symbole und Motive weiß.
Wenn die beiden angehenden Künstler keine Kunst machen, trinken sie Pastis und verlieben sich mehr oder weniger glücklich. Johnny und Jean erfinden sich neu in diesen Monaten, da sind die Namen erst der Anfang. Sie umgeben sich mit lauter französischen Frauen, lauter Angéliques, die am Ende vielleicht nur Angelikas sind. Aus den beiden Jungs aus der Provinz sollen internationale Kunststars werden, da muss man sich schon was einfallen lassen. Man muss den eigenen Wert auf dem Kunstmarkt finden, man muss lernen, sich nicht von Galeristen über den Tisch ziehen zu lassen.
Mit einer gewissen Leichtfüßigkeit erzählt Teresa Präauer von dem ersten Sommer, in dem man nicht mehr zu Hause wohnt sondern in einer richtigen Stadt. Von warmen Nächten, in denen man zu viel Schnaps trinkt, von Glücksgriffen und Fehltritten und davon, dass man am Ende doch kein neuer Mensch wird. Aber alle, die dabei waren wissen: das war ein gutes Jahr.
Und Johnny und Jean war, bei und in aller Kürze, ein gutes Buch.
Teresa Präauer: Johnny und Jean. Fischer 2016. 208 Seiten, € 9,99. Erstausgabe Wallstein 2014.
Das Zitat stammt von S. 160
Liebe Marion,
es freut mich sehr, dass dir „Johnny und Jean“ anscheinend auch so gut gefallen hat wie mir.
Liebe Grüße
Juliane
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