James Mayberry, auf Flitterwochen in den Florida Keys, macht beim Angeln den Fang seines Lebens – plötzlich hat er einen menschlichen Arm am Haken. Da ein Mord so gar nicht in das romantische Tourismusidyll der Keys passen will, wird der suspendierte Polizist Andrew Yancy damit beauftragt, den Fall irgendwie zu klären, am besten den Mord dem ohnehin verrohten Miami anzuhängen. Doch zum Glück meldet sich bald die in Tränen aufgelöste Eve Stripling, die den Arm als den ihres Mannes identifiziert. Offenbar ist er beim Fischen über Bord gegangen, der Arm wurde von der Schiffsschraube abgetrennt. Nicht schön, aber immerhin kein Mord.
Doch Andrew hat bald Zweifel an der Geschichte, denn Eve kassiert ganz ordentlich von Striplings Lebensversicherung und benimmt sich nicht wie eine trauernde Witwe. Er hofft, auf eigene Faust einen Mordfall lösen zu können und so seinen Job bei der Polizei wiederzubekommen – derzeit fristet er ein wenig erbauliches Dasein bei der Gesundheitsinspektion. Seine Recherchen bringen ihn auf die Spuren eines groß angelegten Betrugs und schließlich bis auf die Bahamas.
Hiaasen konstruiert eine wunderbar funktionierende Mischung aus Hard-Boiled Detective und Situationskomik. Yancys Anarcho-Ermittlungsmethoden erinnern gelegentlich an Lucas-Arts-Games, ein Guybrush Threepwood mit erpresster Polizeimarke. Er ist nie brutal in seinen Ermittlungen, dafür aber extrem einfallsreich und damit am Ende umso erfolgreicher. Man merkt dem Text an, dass der Autor als Journalist vor allem mit Umweltschutz und skrupellosen Investoren befasst ist und gelegentliche Exkursionen in diese Thematiken bleiben nicht aus. Das stört die Geschichte nicht, man merkt aber deutlich, dass dem Autor das Thema am Herzen liegt.
Ein wenig störend ist hingegen, wie furchtbar gerecht es am Ende zugeht. Die Bösen kriegen es richtig ab und die Guten tragen den verdienten Sieg davon. Das ist keine Überraschung und kündigt sich das ganze Buch hindurch schon an, aber es ist dann doch ein bisschen viel Karma. Dabei bleiben viele der Charaktere aber erstaunlich differenziert und glaubhaft, wenn auch eine gewisse Schablonenhaftigkeit nicht ausbleibt.
Wenn man von diesen kleinen Schwächen mal absieht, hat man hier ein wirklich gutes Buch, das immer sehr unterhaltsam und oft auch wirklich witzig ist. Gleichzeitig ist es aber auch eine solide Kriminalgeschichte mit Red Herrings und überraschenden Wendungen und allem, was dazu gehört. Für richtige Krimi- oder gar Thrillerleser ist das Buch wahrscheinlich zu öde und albern, aber es ist ein ganz großartiges Buch für alle, die unterhaltsame Spannung und schwarzen Humor mögen.
Carl Hiaasen: Bad Monkey. Sphere 2014. 406 Seiten, ca. € 9,-. Originalausgabe Alfred A. Knopf 2013. Deutsche Übersetzung: Affentheater. Übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger. Manhattan 2014. 400 Seiten, €17,99. Taschenbuchausgabe Goldmann 2015.
Ich stelle mir gerade Guybrush Threepwood im Polizeidienst vor…
Gesprächseröffnung generell mit : „Ich bin Guybrush Threepwood, ein mächtiger Polizist!“
Im Zweikampf mit dem Bösewicht: „Du kämpfst wie ein dummer Bauer!“
Und als Grundlage für eine erfolgreiche Flucht vor dem Bösewicht: „Hey! Hinter Dir! Ein dreiköpfiger Affe!“
😉
Jedenfalls klingt „Bad monkey“ unterhaltsam, es kommt auf meine Liste.
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Oh Gott, der dreiköpfige Affe… ausgerechnet den hatte ich schon fast vergessen 🙂
Aber tatsächlich hatte ich beim Lesen manchmal das Monkey Island-Inventar vor Augen. Kombiniere alten, stinkenden Fisch mit Katze. Aber auch das Setting hat sicher zum Guybrush Threepwood-Feeling beigetragen.
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