Maria Brobergs Debüt-Roman Und Nilas sprang hat ein ganz grundlegendes Problem, das nicht im Text liegt, sondern vielmehr im Klappentext und eigentlich auch im Titel. Das Drumherum des Buchs suggeriert, es ginge um einen Jungen, der verschwindet, vermutlich ertrinkt, und als würde dann viele Jahre später in der Aufklärung seiner Verschwindens-Umstände diverse alte Geschichten aufgerollt und Schicksale verknüpft. Das ist nicht, was passiert und wer (zurecht) mit dieser Erwartung an den Roman herangeht, wird in jedem Fall enttäuscht werden.
Eigentlich handelt der Roman nämlich von einem kleinen Dorf in Nordschweden, in dem schon sehr viel mehr passiert, bevor es Nilas überhaupt gibt und in dem sich auch nach seinem Verschwinden die Welt noch dreht, denn Nilas spielt überhaupt keine so große Rolle. Er ist auch noch sehr jung, als er verschwindet und existiert bis dahin vor allem in der Abhängigkeit von seinen Eltern und seinem älteren Halbbruder Håkan. Im schwedischen Original bringt er es vermutlich deshalb auch gar nicht erst auf die Titelseite. Statt des Kriminalfalls, den man fast erwartet, erzählt Broberg eine Familiengeschichte, die weitaus weniger spektakulär, aber keinesfalls schlechter ist.
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