Magdalena hat ihr Refugium gefunden, in der obersten Etage eines Wieners Hauses. Seit Jahren hat sie die Wohnung nicht verlassen, an manchen Tagen nicht einmal das Bett. An guten Tagen schwebt sie in ihrem federbesetzten Morgenmantel (sehr teuer, aus England) durch die Wohnung und frönt ihrer einzigen Leidenschaft, der Salami. Sie ernährt sich von praktisch nichts anderem. Doch seit neustem wird ihr Leben unbequem. Ständig pieksen sie Federn ihres Morgenmantels und zudem muss sie entdecken, dass ihr Gatte Herb Senior seit Jahren heimlich Beruhigungsmittel in ihre geliebte Salami mischt. Erst ist sie entrüstet, dann aber auch wieder ganz froh. Ohne Beruhigungsmittel kann sie ihren öden Mann kaum ertragen. Dabei hatte sie mal große Pläne, war begeisterte Malerin und studierte Architektur. Und nun? Endstation Arztgattin.
Magdalena war davon überzeugt, ein Aneurysma im Gehirn zu haben, das sofort platzen würde, sollte sie jemals einen Gedanken wirklich zu Ende denken.
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Herb Senior hat derweil mit seinem Sohn Herb Junior zu kämpfen, der die gynäkologische Praxis des Vaters übernehmen soll, aber weder am Beruf noch an Vaginen irgendein Interesse hat. Generell interessieren Frauen ihn wenig, ihre Weichheit irritiert ihn. Er ist gerade viel zu beschäftigt mit einem Nationalratsabgeordneten der eigentlich unwählbaren Partei, den er im Fahrstuhl kennengelernt hat. Die beiden leben im gleichen Haus wie Herb Senior und Magdalena, komplettiert wird das Personen-Ensemble durch eine Kosmetik-Verkäuferin mit großen Ambitionen und einen Ex-Fotografen mit Verunsicherungs-Fetisch.
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