Geboren um zu graben – „Der Mann, der Troja erfand: Das abenteuerliche Leben des Heinrich Schliemann“ von Leoni Hellmayr

Wenige Archäologen haben es zu so nachhaltigem und zugleich zweifelhaftem Ruhm gebracht wie Heinrich Schliemann. Das hängt sicher auch mit dem legendären Grabungsort zusammen, den er auserkoren hatte: Als glühender Anhänger Homers und seiner Schriften war er besessen davon, das sagenumwobene Troja zu finden und seine legendären Schätze zu bergen.

Seine Grabungsmethoden waren dabei so unkonventionell wie sein ganzer Lebensweg. Geboren und aufgewachsen in recht einfachen Verhältnissen in Mecklenburg-Vorpommern zog es ihn bald hinaus in die Welt, wo er mit großem Lernwillen und einem Geschick für Sprachen schnell sein Glück machte. Schliemann hatte ein Händchen dafür, dort zu sein, wo man gerade Geld machen konnte. Niederlande, Russland, Ägypten, USA – er scheute weder Gefahren noch Distanzen und profitierte von guten Handelsbeziehungen ebenso wie vom amerikanischen Goldrausch. Innerhalb weniger Jahre sammelte Schliemann ein ganz beachtliches Vermögen an. Seine eigentliche Liebe galt aber nicht dem Handel, sondern Homer.

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Madeline Miller: The Song of Achilles

Griechische Mythologie hat mich noch nie gekriegt, das muss ich zugeben. Früher hatte ich mal ein Buch mit griechischen Sagen, von dem ich noch weiß, dass irgendjemand mit einem glühenden Pflock einer Kreaturen die Augen ausgebrannt hat – ich glaube, es war Odysseus und das Opfer ein Zyklop, womit er nur ein Auge hätte ausbrennen müssen, aber auch das war schockierend genug, so dass ich danach lieber wieder die Pferde-Internat-Sammelbände aus dem Club Bertelsmann gelesen habe. Ungefähr auf dem Level bin ich geblieben, außerdem kann ich mir die ganzen Namen immer nicht merken und gerate durcheinander und, ich glaube das habe ich schon mal gesagt, ich bin schlecht mit Schlachten. Das ist nun wirklich eine denkbar schlechte Voraussetzung für griechische Heldensagen.

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Nun, dank Women’s Prize for Fiction-Sieg landete nun The Song of Achilles auf meiner Leseliste. Ich hatte noch die Hoffnung, das hätte irgendeine metaphorische Bedeutung, aber nein. Es geht wirklich um Troja, um Achilles und um seinen Gefährten Patroclus. Die Beziehung der beiden ist je nach Quelle unterschiedlicher Natur – in einigen Versionen (Homer) verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft, in anderen eine Liebesbeziehung (Aischylos). Miller hat sich in ihrer Variante für letzteres entschieden. Also auf geht’s – verwirrende Namen und Speerwerferei.

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