2017 rief das Goethe-Institut in Hanoi einen Wettbewerb ins Leben: vietnamesische Autor*innen, die bis dato wenig oder gar nicht veröffentlicht hatten, waren aufgerufen, Texte über Vietnam einzureichen. Aus mehr als 150 Einreichungen wurde die nun übersetzt vorliegende Auswahl getroffen.
Zehn Kurzgeschichten beschreiben das, was die Autor*innen als „ihr Vietnam“ verstehen. Auffallend viele der Texte kreisen um das Thema Familie, vor allem um die eher traditionellen Familienbilder. Einige der Geschichten bauen dabei eher auf humor- und liebevolle Erzählungen von charmanten Familienmitgliedern, andere werden brutaler, ernster und zum Teil beinahe surreal. So handelt beispielsweise die Geschichte „Brauchtum“ von Dang Thua Ha von einem Vater, der nach dem Tod seiner Frau verzweifelt versucht, das gemeinsame Kind zu retten. Nach dem Brauchtum des abgelegenen Dorfes müssen nämlich die Seelen von Mutter und Kind vereint werden, das Kind also mit der Mutter beerdigt werden. „Ein kleines Haus am Fluss“ von Nguyen Le Kim Yen hingegen beschreibt rührend die Beziehung eines westlichen Studenten, der ganz zufällig in einem winzigen Dorf landet und für eine Weile der Ziehenkel einer vereinsamten alten Frau wird.