Obwohl ich seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr als Buchhändlerin arbeite, führt mein Ausbildungsberuf immer wieder zu Begeisterungsstürmen. So ein schöner Beruf! Tatsächlich ist es ein schöner Beruf, das gebe ich unumwunden zu. Allerdings fällt mir in diesen Gesprächen auch immer wieder auf, dass viele Leute geradezu wildromantische Vorstellungen vom Beruf der Buchhändlerin haben. Und so viel Spaß der Job mir auch gemacht hat – reines Gold ist er halt nicht.
„Da würde ich den ganzen Tag lesen!“
Nein, würdest du nicht. Du würdest 8 Stunden arbeiten und nach Feierabend lesen. Wie in sehr vielen anderen Berufen auch. Wenn es gut läuft, hast du in diesen 8 Stunden eine Menge interessante Gespräche über Bücher geführt, wenn es schlecht läuft sagst du einfach nur 480 mal „9,99 €, wird es bei Ihnen als Geschenk eingepackt, ja der Preis ist abgeklebt, möchten Sie ein Lesezeichen dazu haben? Einen schönen Tag noch!“. Wenn es richtig schlecht läuft, musst du auch noch Schokoladentäfelchen oder irgendeinen anderen Quatsch up-sellen. Wenn es richtig super schlecht läuft sagen mehr als zehn Leute „Da steht ja gar kein Preis drauf, dann kostet es wohl nichts, hahahahaha!“ und man darf sie nicht boxen. Und wenn es super, super schlecht läuft, kotzt auch noch ein Hund auf den Teppichboden und der dicke Wels im Aquarium hinter der Kasse stirbt publikumswirksam. Alles schon dagewesen.