Viet Thanh Nguyen: Der Sympathisant

Als 1975 das letzte Flugzeug Saigon verlässt, ist der namenlose Erzähler mit an Bord. Als rechte Hand des Polizeigenerals konnte er gerade noch rechtzeitig Visa für sich und die Familie des Generals bekommen. Zusammen mit dem General wird er nach Guam gebracht und landet schließlich ebenfalls mit ihm zusammen in den USA, ein Land, das dem Erzähler bereits aus Studententagen vertraut ist. Allerdings fällt ihm die Eingewöhnung nicht leicht, wie auch den meisten seiner Landsleute. Vor allem ehemals hochrangige Armeeangehörige leiden darunter, dass sie nun ihren Lebensunterhalt als Imbissköche oder Schnapsverkäufer bestreiten müssen und ihnen keinerlei Achtung mehr entgegengebracht wird. Der General ist erleichtert, dass er in dieser komplizierten Situation seinen treuen Adjutanten noch immer an seiner Seite hat und vertraut ihm blind. Als klar wird, dass sich in der vietnamesischen Community ein kommunistischer Spion verbergen muss, wird der Erzähler sogar damit beauftragt, den vermeintlichen Maulwurf zu töten.

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Was der General nicht weiß: der Erzähler selbst ist der Spion. Er war es schon in Vietnam und er ist es in den USA selbstverständlich geblieben. Woche für Woche schreibt er kompliziert chiffrierte Briefe an eine angebliche Tante in Paris, von wo die Briefe direkt nach Ho-Chi-Minh-Stadt weitergeleitet werden. Dort ist man sehr interessiert zu hören, dass der General von den USA aus versucht, eine Widerstandsarmee auf die Beine zu stellen, die die kommunistische Herrschaft im Heimatland beenden soll. Für den Erzähler wird die Situation immer vertrackter, denn einer seiner ältesten Freunde will sich der Armee anschließen und dessen Tod will er keinesfalls riskieren. Und von Anfang an ist klar, dass es irgendwann schief gehen wird, denn der Roman ist als Geständnis an einen Kommandanten gerichtet, geschrieben in der Einzelhaft.

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Wolfgang Herrndorf: Sand

WolfgangHerrndorf_Sand„Aus Romanen wusste sie, dass die schönsten Frauen auch immer die unglücklichsten waren. Sie las viel.“

Sand ist, anders als ich es vermutet hätte, ein fast klassischer Agententhriller. Nur ist einem der Beteiligten in diesem Thriller nicht klar, ob er überhaupt Teil davon sein kann und soll, denn er hat nach einem Angriff sein Gedächtnis verloren und nicht den Hauch einer Ahnung, wer er ist. Wer vorhat, das Buch zu lesen, sollte übrigens unter überhaupt gar keinen Umständen den wikipedia-Artikel lesen, der erste Satz ist schon die Auflösung.

Die Geschichte spielt zu Beginn der 1970er in einer ehemals französischen Kolonie in Nordafrika, die nicht benannt wird, sich aber sehr marokkanisch liest. Dort werden die beiden französischen Polizisten Canisades und Polidorio mit einem Mordfall betraut. Eine Hippie-Kommune in einer Wüstenstadt wurde überfallen, vier Menschen getötet. Ein Schuldiger ist gefunden, die Indizien gegen ihn sind leider wenig überzeugend. Der Fall muss aber schnell aufgeklärt werden, schließlich waren die Opfer Europäer.

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