In den frühen 1930ern, als die wirtschaftliche wie soziale Lage in Deutschland nicht sehr rosig war, berichtete Ernst Haffner erstmals von den Blutsbrüdern, einer Clique, wie es sie in Berlin zu dieser Zeit massenhaft gab. Die Gruppe besteht aus jungen Männern und Jungen, zum Teil nicht älter als 15 Jahre, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben und sich, so gut es eben geht, auf der Straße durchschlagen. Sie betteln, prostituieren sich und stehlen, schlafen in billigen Herbergen und vertrödeln die Zeit in warmen Kneipen.
Die Blutsbrüder bilden einen festen und solidarischen Verbund, teilen was sie haben und schützen die anderen. An die Zukunft denkt man nicht. Wenn einer mal dreißig, vierzig Mark hat, werden die noch am gleichen Abend versoffen, auch wenn man von dem Geld einen ganzen Monat lang eine billige Miete zahlen könnte. Sie alle wissen, dass ihre Zukunft ohnehin nicht viel zu bieten hat. Nach der verkorksten Jugend mit Strafanzeigen, Ausbrüchen aus Fürsorgeanstalten und Gefängnisaufenthalten glaubt keiner mehr, noch groß was erreichen zu können. Nach außen verhalten die Jungen sich gleichgültig bis skrupellos und können auch recht brutal werden.