Den Vorhang auf! – „Schatten über den Brettern“ von David Misch

Leicht macht der Erzähler in David Mischs Debüt-Roman einem den Einstieg in den Text nicht. Es gibt einen ER, einen dunklen Schatten, ein ich und ein „mein liebes Kind“. Wer das alles ist, und wie diese Personen zueinander in Beziehung stehen, das muss man sich erst mühsam erschließen. Dabei ist die Rahmenhandlung eigentlich ganz einfach: ein alter Mann sitzt auf einer Parkbank, sieht dem Treiben um einen Weiher herum zu und schreibt dabei seine Erinnerungen auf. Ab und an leistet ihm eine jüngere Frau Gesellschaft, an deren Arm gestützt er hin und wieder ein paar Schritte gehen kann. 

Es dauert ein wenig, bis man sich die Biographie des Alten aus den Versatzstücken seines Lebens zusammenreimen kann. Er erzählt, das kündigt er auch an, nicht chronologisch. Wie sich aus seinen Aufzeichnungen langsam herausschält, ist er früher offenbar als Schauspieler tätig gewesen, allerdings nicht auf großen und bedeutenden Bühnen, sondern in einem kleine Mitmach-Theater, in dem er seine Rollen nicht nur spielte, sondern auch gemeinsam mit dem Leiter des Theaters erdachte. Zum Hauptberuf reicht das nicht, tagsüber verbringt er seine Zeit in einer Folien-Fabrik, wobei man seine Tätigkeit dort immer weniger als Arbeit bezeichnen kann. Seinen Figuren ist er so nah, dass er mit ihnen lebt und sie Teil seiner Persönlichkeit werden.

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