Das Erscheinen von Ein wenig Leben auf dem deutschen Markt wurde begleitet von einer umfangreichen Blogger-Aktion, weshalb gefühlt auch schon in jedem Blog was darüber stand. Jetzt also auch hier.
Der Roman kreist um die vier Freunde Willem, Jude, JB (Jean-Baptiste) und Malcolm, die alle in New York leben. Sie stammen fast alle aus anderen Städten, haben zusammen das College besucht, und nach und nach hat es sie alle in die Metropole verschlagen. Jeder von ihnen ist unter völlig unterschiedlichen Bedingungen gestartet, jeder steuert auf ein völlig anderes Ziel zu. Was sie gemeinsam haben, ist ihre unvergängliche Freundschaft.

Recht schnell konzentriert die Aufmerksamkeit der Autorin sich aber vor allem auf einen Charakter, auf Jude St. Francis. Er ist der verschlossenste der vier, was auf seine äußerst brutale Kindheit zurückzuführen ist. Jude schämt sich für seinen von Narben gezeichneten Körper und noch mehr schämt er sich für das, was er als Junge tun musste. Mühsam gibt er vor, normal zu sein, eine normale Kindheit und Jugend gehabt zu haben, so ereignislos, dass es sich kaum lohnt, davon zu erzählen. Er fürchtet, dass sich seine Freunde voller Abscheu von ihm abwenden werden, wenn sie seine Geschichte kennen. Als Leser weiß man immer mehr als Judes Freunde und erlebt mit, wie schwer es für diesen Mann ist, jeden Tag aufs Neue eine Normalität vorzutäuschen, die maximal weit entfernt ist. So positiv die Erzählung der Freundschaft und Zuneigung ist, so bedrückend ist dann doch die Stimmung in diesem Roman.
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