Alpine Biographien – „Im Schatten der Drei Schwestern“ von Rosina Lippi

Bei den Drei Schwestern, die diesem Roman Kulisse und Titel liefern, handelt es sich um eine Gebirgsformation im Westen Österreichs. Zu den Füßen und an den Hängen der Berge erstrecken sich einige winzige Dörfer und Höfe, auf denen vor allem Milch und ein wenig Gemüse erwirtschaftet wird. Die Menschen leben abgeschieden und bekommen kaum etwas von der Außenwelt mit. Sie ist ihnen auch egal. Was zählt ist das Vieh und wie man es über den Winter bringt. Die trockene „Buchsprache“ ist den meisten suspekt. Nur wenige wagen den Weg heraus aus dem Tal um woanders zur Schule zu gehen oder gar zu studieren. Die meisten streben danach, auf einem der Höfe unterzukommen, wenn sie nicht gleich einen erben.

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Im Schatten der Drei Schwestern erzählt Geschichten aus dem Dorf Rosenau, allesamt aus der Perspektive von Frauen geschildert. Die Autorin Rosina Lippi lebte einige Jahre in Österreich im Bregenzerwald, wo sie mit der Erforschung regionaler Dialekte befasst war. Die Dörfer, die sie dort kennengelernt hat und die Geschichten, die sie gehört hat, verarbeitet sie in diesem Roman. Von 1909 bis 1977 erstreckt sich diese Chronik des fiktiven Dorfes Rosenau und seiner Bewohnerinnen. Und die hat es in sich. Obwohl der Roman recht schmal ist, gibt es im Anhang gleich drei Stammbäume, die helfen, beim Wechsel von Bengat-Hof zu Ellenbogen-Hof zu Wagenschmied-Sippe den Überblick zu behalten. Erschwerend hinzu kommt, dass die Namenspraxis es beinahe mit russischen Romanen aufnehmen kann. Jede Figur hat mindestens drei Rufnamen, die aber alle aus einem äußerst begrenzten Pool möglicher Namen stammen. So beginnt der Roman mit einer Versammlung aller Frauen im Dorf, die Anna Fink heißen oder hießen und die klären müssen, an welche der anwesenden Annas eine unklar adressierte Postkarte gerichtet ist. Es sind mindestens sechs Frauen im Raum, die Situation ist verwirrend, um das mindeste zu sagen und erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Obwohl die zwölf erzählten Episoden in sich nicht besonders komplex sind, muss man konzentriert dabei bleiben, um nicht die Orientierung im dicht verzweigten Sozialgefüge zu verlieren.

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Sheri Holman: The Mammoth Cheese

Margaret Prickett, Farmerin in Virginia, steht vor den Trümmern ihrer Existenz. Seit Generationen hat ihre Familie eine Farm im kleinen Ort Three Chimneys, wo sie Jersey Kühe halten und ihren eigenen Käse herstellen. Der Tod ihres Vaters lässt sie mit einem Schuldenberg zurück und die Bank setzt die letzte Frist zur Begleichung ihres Kredits. Rettung sieht sie in Adam Brooke, der für das Amt des Präsidenten kandidiert und im Falle seines Sieges einen Schuldenschnitt für kleine Farmen verspricht. Seinem Wahlkampf widmet Margaret alle Zeit, die sie nicht in Kuhstall oder Käsekeller verbringt. Dabei verliert sie ihre Tochter Polly aus den Augen, die mit ihren 13 Jahren das erste mal verliebt ist, leider recht unglücklich in ihren Geschichtslehrer Mr. March. Und auch für August, der ihr auf der Farm hilft und seit Jahrzehnten in sie verliebt ist, hat sie keine Augen. Von Augusts Vater allerdings, Pfarrer Leland, kommt die Idee, einen gigantischen Käse zu produzieren, einen Mammut-Käse, der Adam Brooke als Geschenk präsentiert werden soll, als Dank der kleinen Farmer, für deren Rechte er sich einsetzt. 1.235 Pfund soll er wiegen, ganz wie sein Vorbild, der „Cheshire Mammoth Cheese“, der 1802 Thomas Jefferson zum (historisch verbrieften) Geschenk gemacht wurde.

„This homespun, heartfelt, mammoth gesture appealed to the populist spirit of most Americans.“

Der Riesenkäse ist aber nicht die einzige Sensation, die das sonst so triste Three Chimneys gerade aufweisen kann. Eine Frau aus dem Ort hat nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung elf Kinder auf die Welt gebracht – ein neuer Weltrekord und Grund für Kamerateams aus aller Welt, den Rasen vor dem Krankenhaus zu zertrampeln. Der ganze Ort ist voll gerührter Hilfsbereitschaft. Doch die Sensation wird schnell zum Drama, als nicht alle Kinder überleben. Von der ursprünglichen Hilfsbereitschaft bleiben nur noch aussortierte Sachspenden und Mutter Manda verzweifelt an ihrer neuen Mammut-Aufgabe.

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Carrie Tiffany: Fortschrittlich leben für jedermann

1934 dampft der Landwirtschaftliche Schulungszug im Auftrag der australischen Regierung durchs Outback. An Bord sind Spezialisten für Getreideanbau, Nutztierzucht, Hauswirtschaft und Säuglingspflege. In wirtschaftlich schweren Zeiten wird die optimale Nutzung des kargen Lands zur patriotischen Pflicht. Mit von der Partie sind auch Robert und Jean. Sie bringt den Farmersfrauen bei, wie sie selbst Kleidung nähen und flicken können, er schwärmt von explodierenden Ernteerträgen dank des neuartigen Phosphatdüngers. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und wollen ihre wissenschaftlichen Kenntnisse auf einer eigenen kleinen Farm auch in der Praxis unter Beweis stellen.

Tiffany_FortschrittlichLeben

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