Essen aus Büchern: White Lay Angel Cake aus Cynthia Bonds „Ruby“

Celias legendärer white angel cake begleitet einen ein ganz gutes Stück durch Ruby. Der Roman handelt von der titelgebenden Protagonistin Ruby Bell, die nach langer Abwesenheit zurückkehrt in die Kleinstadt Liberty, in der sie aufgewachsen ist. Die meisten bringen ihr nur Spott und Ablehnung entgegen. Eine Ausnahme ist nur Ephram, der Ruby auch Jahre nach ihrem Weggang nicht vergessen konnte und sich freut, sie wieder in seiner Nähe zu wissen. Ephram lebt auch als erwachsener Mann noch mit seiner Schwester Celia zusammen, die er nun bitten muss, einen Kuchen für seine Freundin zu backen. Er selbst ist nicht dazu in der Lage. Obwohl Celia von Ruby ebenso wenig hält wie der Rest der Stadt, lässt sie sich erweichen. Und das, obwohl dieser Kuchen keine kleine Aufgabe ist, vor allem da Celia sich weigert, irgendwelche elektrischen Geräte zu benutzen:

She made it in that pocket before dawn, when the aging night gathered its dark skirts and paused in the stillness. She made it with twelve new eggs, still warm and flecked with feathers. She washed them and cracked them, one at a time, holding each golden yolk in her palm as the whites slid and dropped through her open fingers. She set them aside in her flowered china bowl. In the year 1974, Celia Jennings still cooked in wood-burning stove, she still used a whisk and muscle and patience to beat her egg whites into foaming peaks. She used pure vanilla, the same sweet liquid she had poured into Saturday night baths before their father, the Reverend Jennings, arrived back in town. The butter was from her churn, the concetioner’s sugar from P & K. And as the stirred the dawn into being, a dew drop of seat salted the batter. The cake baked and rose with the sun.

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Essen aus Büchern: Baba aus Émile Zolas „Das Paradies der Damen“

Heute gibt es mal wieder Kuchen, das hatte ich lange nicht mehr. Gegessen wird er in einem eleganten Salon in Paris im Roman Das Paradies der Damen von Émile Zola. Dort sitzen einige Damen zusammen und plaudern über Seide, Spitze und Corsagen und essen ein bisschen Kuchen. Doch plötzlich ist die Gemütlichkeit vorbei, die Gatten kommen, ihre Frauen abzuholen und die überflüssigen Einkäufe des Tages werden eilig versteckt.

“Aber plötzlich kam der Diener mit zwei Lampen herein, und der Zauber war gebrochen. Der Salon erwachte, hell und heiter. Madame Marty legte die Spitzen wieder in ihren kleinen Beutel; Madame de Boves verspeiste noch eine Baba, indes Henriette, die sich erhoben hatte, in einer Fensternische halblaut mit dem Baron plauderte.” 

Die Fußnote erläutert, Baba sei “eine Art zuckerhutartigter Napfkuchen”. Der Oxford Companion to Food stimmt zu und erweitert um die Info, dass der Kuchen ursprünglich in großen, zylindrischen Formen gebacken wurde, die slavischen Ursprungs sein sollen. “Baba” bezeichnet eine Großmutter, die Form soll vage an eine alte Frau erinnern. Wie der Kuchen nach Frankreich kam, ist nicht abschließend zu klären, unter anderem soll Bona Sforza, eine italienischstämmige Königin Polens, daran beteiligt gewesen sein. Aber auch die Ukraine macht geltend, dass es dort ein gleich geformtes, traditionelles Brot gibt. Der Weg aus Osteuropa in Richtung Westen scheint gesichert zu sein, Details aber sind nicht mehr feststellbar. Erst in Frankreich allerdings begann man, die Kuchen mit einem rumhaltigen Sirup zu tränken, was aus der Baba dann die Baba au rhum machte, eine Variante, die 1767 erstmals Erwähnung fand und heute eigentlich der Standard ist.

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Essen aus Büchern: Battenbergkuchen aus Jane Gardams „Eine treue Frau“

Wann immer es besonders britisch werden soll und Shortbread zu profan erscheint, gibt es in Büchern Battenbergkuchen. Der, den die zukünftige Mrs. Feathers in Eine treue Frau serviert bekommt, ist sicher schon mein dritter. Sie bekommt den Kuchen in einem schicken Hotel in Hongkong, dass vor allem von Briten bewohnt wird, während sie auf Edward wartet, mit dem sie erst seit wenigen Minuten verlobt ist.

„‚Was für eine sonderbare Verlobung‘, erzählte Betty dem seerosenförmigen Tablett, der flachen Tasse, dem winzigen Stückchen Battenbergkuchen und dem Kressesandwich, das so klein war, dass schon ein Lüftchen vom Springbrunnen her es hätte wegpusten können.“ (S. 37)

Sie wird nicht die Zeit haben, ihn zu essen. Und niemand kann jemals ernsthaft die Zeit haben, Battenbergkuchen zu backen. Er besteht klassisch aus zwei Biskuitteigen, einem hellen und einem rosa gefärbten, die abwechselnd neben- und übereinander gesetzt werden, so dass ein Schachbrettermuster entsteht. Dieses Konstrukt wird anschließend mit Marzipan umhüllt. Enstanden ist der Kuchen angeblich 1884 anlässlich einer Hochzeit im englischen Königshaus. Wie das Königshaus seine Bäcker gehasst haben muss. Die Frage, die sich mir dieses mal stellt, ist nicht, wie das wohl schmeckt, sondern an welchem Punkt der Herstellung ich die Nerven verlieren werde – mit Backen kann man mich jagen. Die Antwort ist: spätestens beim Marzipan. Ein zufällig anwesender Mensch mit chirurgischer Grundbildung und deutlich mehr Geduld musste einspringen.

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