Essen aus Büchern: Kasutera aus Kamila Shamsies „Burnt Shadows“

Hiroko Tanakas Leben in Kamila Shamsies Roman Burnt Shadows verläuft in geregelten Bahnen. Behütet aufgewachsen ist sie kurz davor, das Elternhaus zu verlassen um die Ehe einzugehen. Doch am Tag ihrer Verlobung fällt die Bombe auf ihre Heimatstadt Nagasaki. Von heute auf morgen steht Hiroko vor dem Nichts, wird hinausgeschleudert in die Welt, eine neue Liebe, ein neues Leben. Sie verlässt Japan, lebt in Delhi, Karachi und New York. Es war immer ihr Traum, Nagasaki zu verlassen und die Welt zu sehen, doch mit dem Trauma des Verlusts hat sie schwer zu kämpfen. In einem seltenen emotionalen Ausbruch versucht sie ihrer Freundin Elizabeth zu erklären, was ihr am meisten fehlt:

„I always planned on leaving Nagasaki, you know. I was never sentimental about it. But until you see the place you’ve known your whole life reduced to ash you don’t realise how much we crave familiarity. […] I want to hear Japanese, I want tea that tastes the way tea should taste in my understanding of tea. I want to look like the people around me.“

Ihre Familie, ihr Verlobter oder auch nur materieller Besitz spielen in dieser Liste ihrer Verluste und Sehnsüchte keine Rolle, sondern die kleinen Dinge, die man kaum wahrnimmt, solange sie eben da sind:

„I want to feel my body move with the motion of being on a street-car. I want to live between hills and sea. I want to eat kasutera.“

Kasutera ist ein an Biskuit erinnernder Kuchen, der in Japan und ganz besonders in Nagasaki bekannt ist und in seiner Urform im 16. Jahrhundert von Portugiesen importiert wurde, damals noch als „Bolo de Castela“, kastilianischer Kuchen. Durch den hohen Zuckergehalt war der Kuchen geeignet als Seefahrerproviant und taugte in Japan aufgrund der enormen Zuckerpreise auch zum Luxusgut. Inzwischen hat sich der japanischen Kasutera natürlich auf eigene Art weiterentwickelt, geblieben ist aber der hohe Zuckeranteil und der sehr saftige Teig, der den Kuchen über lange Zeit halt- und genießbar macht.

Für alle, die das auch mal ausprobieren wollen, kommt hier das Rezept:

Kasutera

  • 6 Eier
  • 200 g Zucker
  • 3 EL Honig
  • 3 EL heißes Wassser
  • 150 g Mehl
  • 1 EL Rohrohrzucker

Einen Backrahmen auf 20 x 20 cm einstellen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech stellen. Den Rohrohrzucker auf dem Backpapier verstreuen.

Die Eier gründlich verrühren, dann unter Rühren den Zucker einrieseln lassen. Eine hitzebeständige Schüssel in ein Wasserbad stellen und das Ei langsam erhitzen, dabei ständig rühren. Sobald das Ei warm wird, aus dem Wasserbad nehmen und mit dem Rührgerät 8 Minuten kräftig aufschlagen, bis die Masse weiß wird.

Den Ofen auf 170°C (Ober-/Unterhitze) vorheizen.

Den Honig mit dem heißen Wasser zu einer gleichmäßigen Masse verrühren. Etwas runterkühlen lassen und dann zwei Minuten lang unter das Ei schlagen, bis die Masse glänzend wird.

Das Mehl über die Eier-Honig Masse sieben und dann sorgfältig unterheben. Die Schüssel ein paar Mal auf die Arbeitsfläche schlagen, damit evtl. Luftblasen aus der Masse entweichen.

Den Teig in die vorbereitete Form füllen. Mit einem Löffel ein paar Mal durch den Teig gehen, um neue Luftblasen zu verhindern.

Bei 170°C 15 Minuten lang backen, dann die Temperatur auf 160°C reduzieren und weitere 60 Minuten backen. Mit einem Holzstäbchen prüfen, ob der Teig durch ist. Er sollte aber in der Mitte immer noch recht feucht sein, sonst wird die Konsistenz am Ende zu trocken.

Während der Kuchen im Ofen ist, zwei Bahnen Frischhaltefolie überkreuzt auf einem Brett oder Tablett auslegen. Die Bahnen sollten so groß sein, dass der Kuchen komplett darin eingewickelt werden kann.

Den Kuchen nach Ablauf der Backzeit aus dem Ofen holen, und auf die vorbereitete Frischhaltefolie stürzen. Backrahmen und Backpapier vorsichtig entfernen. Den Kuchen in die Folie einwickeln, evtl. mit einer weiteren Lage verstärken. Auskühlen lassen. Den erkalteten Kuchen mind. 24 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen. Erst dann hat der Kasutera seine optimale saftige Konsistenz erreicht.

Auspacken und in Stücke schneiden. Der Kuchen hält sich, wenn man ihn erneut luftdicht verpackt, mehrere Tage im Kühlschrank.


Kamila Shamsie: Burnt Shadows. Bloomsbury 2009. 363 Seiten.

Die Zitate stammen von S. 99 – 100.

Bei Cooking With Dog könnt ihr auch ein Video finden, das ganzen Prozess auch für Leute erklärt, die keinen Backrahmen haben.

Mehr Essen aus Büchern gibt es auf schiefgegessen.

Mit den Augen einer Außerirdischen – „Das Seidenraupenzimmer“ von Sayaka Murata

Natsuki hat einen großen Auftrag auf dieser Erde. Von ihrem Freund Pyut, der für alle anderen wie ein normales Stofftier wirkt, weiß sie, dass sie von einem fremden Planeten namens Pohapipinpopopia stammt und als „Magical Girl“ die Erde retten muss. Der einzige, der ihr Anliegen versteht, ist ihr Cousin Yu, ebenfalls ein Außerirdischer. Leider sehen die beiden sich aber nur einmal jährlich, wenn sie zum Ahnenfest Obon bei der Großmutter sind. Doch dort schließen sie einen Pakt: in einer Art Eheversprechen geloben sie einander, immer bis zum nächsten Jahr zu überleben. Das allein hält Natsuki am Leben.

„Der Eid, den Yu und ich uns geschworen hatten, hatte sich mir tief eingeprägt. Ich musste so lange wie möglich überleben. Ob wir irgendwann einfach sein könnten, ohne immerzu ums Überleben zu kämpfen?“

Denn zu Hause hat sie es alles andere als leicht. Von ihrer Familie wird sie abgelehnt, und insbesondere von ihrer Mutter und Schwester erfährt sie körperliche wie psychische Gewalt. Freundliche Zuwendung findet sie fast ausschließlich bei einem Lehrer, doch die Aufmerksamkeit wird ihr schnell unangenehm, als sie immer mehr zu ungewollter körperlicher Nähe wird. Als Natsuki allen Mut zusammennimmt und sich ihrer Mutter offenbart, glaubt sie ihr nicht. Schließlich vergewaltigt der Lehrer Natsuki, deren Körper darauf mit dem völligen Verlust ihres Geschmackssinns reagiert.

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Navigation in einer zerstörten Welt – „The Great Fire“ von Shirley Hazzard

Der Zweite Weltkrieg ist seit zwei Jahren vorbei, als Alfred Leith als Gast das Haus des Australiers Driscoll im japanischen Kure betritt. Leith hat auf britischer Seite gekämpft, hat Freunde sterben sehen und wurde selbst schwer verwundet. Davon allerdings hat er sich beinahe komplett erholt, als er nun, mit Orden behangen und mit Ehrerbietungen bedacht, seine Reise durch Asien antritt, wo er ein Buch beenden will. In Kure lernt er Helen und Ben kennen, die Kinder seiner Gastgeber. In ihrer Isolation sind die beiden stark aufeinander fixiert. Ben ist an Friedreich-Ataxie erkrankt, seine elfengleiche Schwester ist seine größte Stütze in seinem stetigen Niedergang. Auch das Herz von Leith erobert sie im Sturm, obwohl sie gerade erst 17 ist, 15 Jahre jünger als der ehemalige Soldat. Die Zuneigung besteht allerdings auf beiden Seiten. Helen vermutet nicht weniger als einen kosmischen Plan hinter der Reise ihrer Familie um den halben Planeten, die nun in Kure endet, wo sie Aldred kennenlernen muss.

Ergänzend zu Aldreds Geschichte wird die von Peter Exley erzählt, einem jungen Mann, der mit ihm im Krieg war. Auch er bereist nun Asien, allerdings ist er mit der Aufklärung von Kriegsverbrechen befasst. Die beiden Männer treffen sich in Hongkong, beide in der Überzeugung, dass China bald für die Welt verloren sein wird und die ihre letzte Chance auf eine Reise durch das Land wahrnehmen wollen. Exley ist der etwas gröbere Gegenpart von Aldred, nicht weniger tapfer, aber weniger feinfühlig und musisch, weniger agil.

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Das Leben nach der Bombe – „Burnt Shadows“ von Kamila Shamsie

Hiroko Tanaka hat sich gerade mit dem deutschen Immigranten Konrad Weiss verlobt, als die Bombe über Nagasaki abgeworfen wird. Die drei Kraniche, die auf dem Rücken ihres Kimonos eingestickt waren, brennen sich als ewige Erinnerung an diesen Tag in ihre Haut. Konrad stirbt nur wenige hundert Meter von ihr entfernt. Zwei Jahre später packt Hiroko die Sehnsucht nach der weiten Welt und sie reist nach Indien, wo Konrads Schwester lebt, die den Briten James Burton geheiratet hat. Ursprünglich wollte sie dort nur kurz vorbeischauen, doch dann bleibt sie über Monate, wird eine enge Freundin von Konrads Schwester und verliebt sich in Sajjad Ashraf, einen Angestellten des Ehepaars. Sie schlägt alle Warnungen in den Wind und entschließt sich, ihn zu heiraten.

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Es ist und bleibt Hirokos Schicksal, von den Unwägbarkeiten der Geschichte und den Verstrickungen der Politik hin und her geworfen zu werden. Der Mann, in den sie sich verliebt, ist Moslem und kann nach der Spaltung von Indien und Pakistan nicht mehr in seiner Heimatstadt Delhi leben. Die beiden starten ein neues Leben in Karachi. Einmal von der Macht der Bombe in die Welt hinaus geschleudert, scheint Hiroko nichts mehr schrecken und halten zu können. Sie leidet auch nur wenig darunter, dass sie in der neuen Nachbarschaft immer als fremd gilt und ob ihrer mangelnden Religiosität mit großem Argwohn beäugt wird. Ihrem Sohn Reza macht es viel mehr zu schaffen, dass er aufgrund seines Aussehens als fremd erkannt wird.

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Sinnsuche zwischen Nadelbäumen: „Die Kieferninseln“ von Marion Poschmann

Gilbert Silvester, aktuell Bartforscher in befristeter Anstellung, träumt eines Nachts, dass sein Frau ihn betrogen habe. Ohne weitere Klärung verlässt er am nächsten Morgen tief erschüttert die gemeinsame Wohnung und fährt zum Flughafen, wo er in das nächste Flugzeug steigt, das zu einem weit entfernten Ziel fliegt. So kommt er nach Tokyo. Freiwillig hätte er das nie gemacht, da er Tee-Kulturen meidet, weil sie, seiner Einschätzung nach, alles verkomplizieren und unter einem Schleier der Mystik verbergen. Dass er es nun doch tun muss lastet er klar seiner Frau an, die derweil zu Hause sitzt und sich fragt, wo ihr Mann abgeblieben ist.

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In Tokyo bleibt Gilbert nicht lang allein. Während er fasziniert das perfekt organisierte Treiben an einem Bahnhof beobachtet, trifft er auf Yosa Tamagotchi, den er mit völlig unbeherztem Eingreifen von einem Selbstmord eher ablenkt als abhält. Der Bahnsteig sei sowieso ein nur drittklassiger Ort für einen Selbstmord, erklärt Yosa und schließt sich Gilbert an, der den Plan entwickelt, auf den Spuren des Haiku-Dichters Bashō nach Matsushima, zu den Kieferninseln zu reisen. Überhaupt die Kiefern und die Wälder – sie spielen eine wichtige Rolle auf den japanischen Inseln und auch in diesem Roman. Gilbert erscheint es geradezu sinnlos, die Wuchsform der Bäume und die Form einzelner Äste zu bestaunen. Anders die Autorin. Sie begeistert sich für die Landschaften, durch die die beiden Männer reisen und beschreibt sie bis ins Detail.

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Essen aus Büchern: Bohnenmus-Brötchen aus Haruki Murakamis „Kafka am Strand“

Das japanische Bohnemus-Brötchen Anpan erfreut sich landesweit großer Beliebtheit und ist vor allem als Zwischenmahlzeit beliebt. Das Wort setzt sich zusammen aus dem Wort Anko für Bohnenpaste und Pan, was über das portugiesische pão seinen Weg ins Land gefunden hat. Es soll das erste Brot sein, das jemals in Japan gebacken worden ist. Inzwischen haben sich sowohl bei Teig als auch Füllung zahlreiche Varianten entwickelt. Die traditionelle Füllung ist eine glatte oder pürierte Masse aus Adzuki-Bohnen, inzwischen gibt es aber auch sehr viele innovativere Füllungen.

Auch Nakata aus Murakamis Kafka am Strand gehört zu den Fans des süßen Brötchens. Als er Nakano das erste mal verlassen muss, landet er, völlig überfordert von den Zugverbindungen und nicht in der Lage, Schilder zu lesen, am Bahnhof Shinjuku. Ratlos setzt er sich vor dem Gebäude auf eine Bank. Bald füllt sich der Platz mit Menschen, die dort ihre Mittagspause verbringen.

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Takiji Kobayashi: Das Fabrikschiff

Voller Hoffnung sind die Männer, die zu Beginn dieses Romans an Bord eines japanischen Krabbenfangboots gehen. Von den anwerbenden Büros der Fischereigesellschaft wurden ihnen gute Löhne bei freier Unterkunft versprochen. Bisher arbeiteten sie unter furchtbaren Bedingungen in der Industrie oder im Bergbau auf der Insel Hokkaido. Schlimmer kann es für sie kaum werden. Doch schnell müssen sie erkennen, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind. Der Inspektor des Schiffs verlangt enorme Arbeitsleistungen und droht bei Zuwiderhandlungen mit drakonischen Strafen bis hin zum Erschießen. Das Arbeiten vor der Küste Kamtschatkas verlangt den Männern alles ab. Die kleinen Fangboote sind unberechenbaren Stürmen ausgesetzt, kalte Winde lassen das Deck vereisen und die Verpflegung besteht oft nur aus einer Schüssel Reis. Nur zwei mal im Monat ist es den Arbeitern erlaubt, sich zu waschen. Etliche der Männer erkranken an Beriberi, arbeiten aber trotzdem weiter bis die Beine endgültig den Dienst versagen und nur noch das Krankenbett im „Jauchefass“ bleibt, der stickigen, ungezieferverseuchten Gemeinschaftsunterkunft der Saisonarbeiter. Hier sitzen die erschöpften Männer abends beisammen und beratschlagen, was getan werden kann gegen die grauenhaften Umstände, in denen sie vegetieren müssen. Als sie den ersten Toten im eiskalten Meer versenken, erkennen sie, dass nur sie selbst sich helfen können und planen einen Aufstand.

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Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Seit Jahren versucwpid-20150930_110210-1.jpghe ich in regelmäßigen Abständen Haruki Murakami zu lesen und scheitere meistens. Mit Von Männern die keine Frauen haben bin ich noch einigermaßen warm geworden, was sicher auch daran liegt, dass es einzelne Erzählungen sind, alle Romane habe ich früher oder später abgebrochen. Die Pilgerjahre habe ich wenigstens zu Ende gelesen.

Der Roman handelt von Tsukuru Tazaki, Eisenbahningenieur in Tokio. Zu Schulzeiten war er Teil eines engen Freundeskreises, bestehend aus zwei weiteren Jungen und zwei Mädchen, deren Namen alle Farben enthielten. Aka, Ao, Shiro und Kuro, rot, blau, weiß, schwarz. Nur Tsukuru fällt aus der Reihe, er ist „farblos“, und so nimmt er sich auch im Erwachsenenalter noch wahr. Ohne besondere Merkmale, fast gänzlich ohne Eigenschaften, ein leeres Gefäß, das nur dazu da ist, von anderen befüllt zu werden. Seine neue Liebe Sara sieht das anders, sie hält ihn für etwas besonderes. Sie glaubt aber auch, dass er erst seine Vergangenheit bewältigen muss, um eine neue Beziehung eingehen zu können. Denn das enge Band aus Schulzeiten wurde plötzlich zerstört – die Freunde ließen sich verleugnen, wenn Tsukuru anrief und teilten ihm schließlich mit, er möge sich bitte nicht mehr melden, man habe, nach dem was vorgefallen sei, kein Interesse mehr an weiterem Kontakt. Zwar weiß Tsukuru nicht, was vorgefallen sein soll, akzeptiert den Entschluss aber und zieht sich verzweifelt zurück.

Viele Jahre später versucht er nun, gedrängt von Sara, den Kontakt wieder aufzunehmen und herauszufinden, was der Grund für das jähe Ende der Freundschaft war.

Die Geschichte fängt vielversprechend an. Da man auch als Leser nicht weiß, was der Grund für den Kontaktabbruch war, wächst die Spannung zusehends. Die Auflösung fand ich dann allerdings, nachdem der Spannungsbogen so gespannt wurde, eher unspektakulär. Tsukuru hat das ganze Buch über sehr reale Träume, die eine Auswirkung auf die Realität zu haben scheinen. Zeitweise ist er selbst sich nicht sicher, ob er in seinem Unterbewusstsein Dinge tut, an die er sich in wachem Zustand nicht erinnern kann. Doch aus diesem magischen Realismus, den es bei Murakami ja irgendwie immer geben muss, wird erstaunlich wenig gemacht. Dafür geht es viel ums Essen. Leichtes Frühstück, zu süßes Croissant, Zitronensoufflé zum Dessert, wie kann Sara so dünn bleiben, wenn sie immer den Nachtisch komplett isst? Möglicherweise gibt es eine Symbolik dahinter, die ich nicht verstanden habe, ich empfand es als eine Auflistung irrelevanter Details, die nichts beitragen (und dabei ist Essen ein ganz zentrales Interesse von mir!).

Seinen Titel hat das Buch mit einem Klavierstück gemeinsam, das im Roman eine zentrale Rolle spielt, „Années de pèlerinage“ (Pilgerjahre) von Franz Liszt. Dieses Stück bringt natürlich auch nochmal eine ganze Menge Symbolik mit, es hilft, es sich wenigstens einmal anzuhören. Dass ich die Symbolik trotzdem nicht völlig verstanden habe, liegt an meinem miserablen Musik-Verständnis und ist keinesfalls Herr Murakami anzulasten.

Trotz aller Kritikpunkte ist das Buch sehr gut lesbar und unterhaltsam, wenn auch am Ende durch die losen Enden der Erzählstränge unbefriedigend. Aber auch damit muss man als Leser mal leben, wenn der Autor einem nicht alles ordentlich auflöst. Wie gesagt eines der wenigen Bücher von Murakami, die ich zu Ende gelesen habe, aber definitiv kein must-read, außer natürlich für Murakami-Fans.


Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki. btb 2015. Übersetzt von Ursula Gräfe. 317 Seiten, € 10,99. Deutsche Erstausgabe: Dumont 2014. Originalausgabe: Shikisaki wo motanai Tazaki Tsukuru to kare no junrei no toshi. Bungeishunju 2013.