Fordernde Sommerfrische – „To the Lighthouse“ von Virginia Woolf

To the Lighthouse zählt zweifelsohne zu den bekanntesten Romanen Woolfs und vermutlich auch der Literaturgeschichte. Doch was den Leuchtturm angeht, beginnt er mit einer Enttäuschung: Aufgrund des rauen Wetters ist ein Besuch gar nicht möglich. Damit entspinnt sich schon der erste Konflikt der Familie Ramsay, die im Roman die zentrale Rolle einnimmt. Mrs. Ramsay ist darum bemüht, ihrem enttäuschten Sohn ein Wunder in Aussicht zu stellen, während ihr Mann überzeugt ist, dass der Ausflug keinesfalls stattfinden kann und man dem Jungen keine unnötige Hoffnung machen sollen.

„They came to her naturally, since she was a woman, all day long with this and that; one wanting this, another that; the children were growing up; she often felt she was nothing but a sponge sopped full of human emotions.“

Die Familie Ramsay, angeführt vom angesehen Philosophen Mr. Ramsay als Familienoberhaupt, verbringt im ersten Teil des Romans (The Window) wie in jedem Jahr ihren Sommer auf der Isle of Skye. Die Ramsays leben in dieser Zeit mit ihre acht Kindern (acht! Und das mit einem Philosophengehalt!) in einem Haus ganz nah am Meer, hinter dem ein kleiner Garten sanft in Richtung Küste abfällt. Das sommerliche Idyll teilen die Ramsays mit einigen Gästen, darunter die Malerin Lily Briscoe und der Dichter Augustus Carmichael. Der Roman ist besonders auf das Innenleben seiner Figuren konzentriert: der Fokus springt von Person zu Person und erlaubt so unterschiedliche Sichtweisen, nicht so sehr auf das äußere Geschehen, als auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen und auf die inneren Konflikte der Personen. Viel Handlung enthält der erste Teil indessen nicht. Vor allem geht es darum, ob der geplante Ausflug nun stattfinden kann oder nicht (kann er nicht), um Spaziergänge in die Stadt und an den Strand und um ein Abendessen. Es ist die ganze träge Ereignislosigkeit eines freien Sommertages. Diese Trägheit ist natürlich nur oberflächlich, denn wie eben schon gesagt, ist der wahre Reichtum des Romans ja nicht in der Handlung zu suchen.

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