Verzweifelter Roadtrip – „Das Ungeheuer“ von Terézia Mora

Darius Kopp ist am Boden. Seine Frau und große Liebe Flora hat sich umgebracht. Ein Jahr ist das nun her. Ein Jahr, in dem er seine Wohnung nicht verlassen hat, nicht gearbeitet hat und immer noch keine Antwort darauf gefunden hat, wie es soweit kommen konnte und wie es weitergehen soll. Immer mehr Menschen bedrängen ihn, endlich aus seiner Trauer zu erwachen, endlich mal wieder zu duschen, einen neuen Job zu finden und sich zu überlegen, was mit der Asche seiner Frau passieren soll. Darius weiß es nicht.

Auf dem Laptop seiner Frau hat er Dateien gefunden, fast alle in ihrer Muttersprache Ungarisch verfasst. Er lässt sie übersetzen und dann fährt er los, auf der Suche nach einer Antwort und einem Ort, an dem Flora ihre letzte Ruhe finden kann. Er reist nach Budapest, von dort in das kleine Dorf, in dem sie aufgewachsen ist und dann, als er auch dort keine Lösungen findet, immer weiter, über Kroatien, Albanien, in die Türkei und nach Griechenland und schließlich nach Georgien. Die Asche hat er sich für eine gar nicht geringe „Gebühr“ nach Ungarn liefern lassen und weiß noch immer nicht, wohin damit, als er das Land schon wieder verlässt. Die Urne bleibt in seinem Kofferraum und begleitet ihn auf jeder Station seiner Reise.

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Allie Brosh: Ich. Neben der Spur.

Mit dem Unteritel Mein Hund ist doof, die Welt ist schlecht und ich weiß auch nicht weiter erzählt Allie Brosh von den Widrigkeiten des Lebens, speziell des Lebens mit nicht sehr klugen Hunden und allem, was ihr so widerfährt. Sie illustriert diese Geschichten auch und zwar mit unendlich tollen Paint-Zeichnungen. Wer jemals versucht hat, mit Paint irgendetwas zu malen, weiß, wie die Ergebnisse normalerweise aussehen, und so sehen sie auch in diesem Buch aus. Absichtlich und deswegen so charmant.

Das Buch ist aus dem Blog Hyperbole and a Half entstanden, bei dem man sich das ganze auch angucken kann. Ich finde Blog-Bücher oft nicht sehr sinnvoll. Erstens sind die Sachen online und wenn ich den Blog mag, hab ich das alles schon gesehen. Und zweitens sind das beides gänzlich verschiedene Medien, die sich nicht immer gut verstehen, weil Blogs als gedrucktes Buch die Dynamik verlieren, die oft ein wesentlicher Bestandteil ist. „Hyperbole and a Half“ hat aber ohnehin nicht mehr viel Dynamik, da ist seit 2013 nichts mehr passiert. Außerdem enthält das Buch lauter kurze, abgeschlossene, Comic-artige Erzählungen, in denen man sehr schön blättern kann und die so bezaubernd sind, dass man sie immer Leuten schenken will.

Neben den wirklich lustigen und charmanten Kindheitserinnerungen und Hunde-Storys werden auch die Depressionen der Autorin behandelt. Vor ein paar Jahren wurde es auf einmal ruhig auf Hyperbole and a Half und als Allie Brosh endlich wieder auftauchte, erzählte sie, dass sie unter Depressionen litt und sie das von vielem, auch dem Schreiben ihres Blogs, abgehalten hatte. Ihre Schilderungen sind erstaunlich eindringlich, trotz des kindlichen und albernen Zeichenstils und werden von vielen Betroffenen und Therapeuten als sehr treffend beschrieben. Wer also irgendeinen Zugang zu dem Thema sucht, wird in diesem Buch auch fündig.

Sicher sind die Bilder nicht anspruchsvoll oder stilistisch einwandfrei, haben aber extrem viel Charme und wer auch nur ein bisschen Spaß an sowas hat, sollte in dieses Buch unbedingt mal reingucken. Die Übersetzung ist sehr, sehr gut, aber ein bisschen Charme geht auf dem Weg vom Amerikanischen ins Deutsche dann doch unvermeidbar verloren. Wer die entsprechenden Fremdsprachenkenntnisse hat, tut sich in diesem Fall mit dem Original wirklich einen Gefallen. Auf jeden Fall reingucken, mindestens in den Blog!


Allie Brosh: Ich. Neben der Spur. Mein Hund ist doof, die Welt ist schlecht und ich weiß auch nicht weiter. Mosaik 2014. 384 Seiten, € 14,99. Übersetzt von Leena Flegler. Originalausgabe: Hyperbole and a Half. Unfortunate Situations, Flawd Coping Mechanisms, Mayhem, and Other Things That Happened. Touchstone 2013.