Women’s Prize for Fiction – die Shortlist 2022

Sechs Wochen ist es her, dass die Longlist des Women’s Prize for Fiction veröffentlicht wurde. Inzwischen hat sich die Zahl derer, die auf den Titel hoffen dürfen, auf sechs reduziert. Im ursprünglichen Post habe ich nochmal die deutschen Übersetzungen aktualisiert, viel getan hat sich aber nicht. Immerhin vier von sechs Titeln der Shortlist sind in Übersetzung erschienen oder angekündigt und ich wäre doch überrascht, wenn nicht noch jemand Erdrich einkauft.

Das aber ist reine Spekulation, hier kommen jetzt die harten Fakten – die sechs nominierten Autorinnen auf der Shortlist des diesjährigen Women’s Prize for Fiction:

Lisa Allen-Agostini: The Bread the Devil Knead
Nach außen wirkt Alethea tough und selbstbewusst. Sie ist Managerin einer schicken Boutique und hat ihr Leben scheinbar im Griff. Zu Hause aber leidet sie unter den Misshandlungen ihres Partners, gegen den sie sich nicht wehren kann. Als sie miterlebt, wie eine Frau von ihrem eifersüchtigen Freund umgebracht wird, versteht, dass sie schnell und mutig handeln muss, wenn sie nicht ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen will. Langsam versteht sie, wie sie die Frau werden konnte, die sie heute ist und muss entscheiden, welche Frau sie in Zukunft sein will.

Die Jury hat Allen-Agostini mit dem detaillierten Setting des Romans und der authentischen Stimme ihrer Protagonistin begeistert.

Louise Erdrich: The Sentence
Flora, die nervigste Kundin eines kleinen Buchladens, stirbt im November 2019. Ein ganzes Jahr lang, von Allerheiligen bis Allerheiligen, geht ihr Geist noch in ihrer Stammbuchhandlung um. Tookie, die gerade erst angefangen hat, dort zu arbeiten, muss einen Weg finden mit diesem Geist umzugehen, während ganz Minneapolis und die ganze Welt und der Last einer Pandemie ächzt.

Erdrich konnte die Jury mit dieser emotionalen und tiefgehenden Geistergeschichte überzeugen, die hinterfragt, ob es wirklich nur die Geister der Toten sind, die uns heimsuchen.

Ruth Ozeki: The Book of Form and Emptiness
dt. Übersetzung: Die leise Last der Dinge, erscheint im September 2022
Nach dem Tod seines Vaters beginnt Benny, Stimmen zu hören. Ehemals unbelebte Dinge scheinen nun mit ihm zu sprechen. Zugleich beginnt seine Mutter, die Dinge zu horten. Überwältigt von der Stimmenvielfalt in seinem zu Hause flieht Benny in die Ruhe der örtlichen Bibliothek. Dort lernt er andere Menschen kennen, die diesen Ort für seine Ruhe schätzen und lernt, auf das richtige zu hören.

Die Jury lobt Ozeki für ihre unvergesslichen Charaktere und die kunstvolle Verknüpfung von Jazz, Klimakrise und unserer Bindung an das Materielle.

Meg Mason: Sorrow and Bliss
dt. Übersetzung: Was wir wollen
Martha ist fast vierzig, ohne Job und ohne Freunde, aber immerhin glücklich verheiratet mit ihrer Jugendliebe Patrick. Zumindest denkt sie das. Doch über der Frage, ob sie ein Kind willen oder nicht, zerstreiten sich die beiden und plötzlich steht Martha ganz alleine da und versucht zu ergründen, wie es wo weit kommen konnte.

Mit dieser sehr persönlichen Geschichte über Mutterschaft, Kindheit und die Suche nach alten Traumata konnte Mason die Jury begeistern.

Elif Shafak: The Island of Missing Trees
dt. Übersetzung: Das Flüstern der Feigenbäume
1974 werden die Freunde Kostas und Defne von der Politik getrennt, ihre Heimat Zypern in zwei Teile gerissen. Nur in einer Taverne in einer Grenzstadt können sie sich noch treffen. In ihrer Mitte steht ein uralter Feigenbaum. Als er Zypern verlässt, nimmt Kostas einen Ableger des Baumes mit und hofft, in London so ein Stück Heimat zu haben. Dieser Baum ist der einzige Teil Zyperns sein, den seine Tochter Ada kennenlernt. Bis sie beschließt, ihre Wurzeln in der Ferne zu suchen.

Die Jury äußert sich begeistert über diese magische Erzählung von Identität und Herkunft, Liebe und Trauma, Gedenken und Vergessen.

Maggie Shipstead: The Great Circle
dt. Übersetzung: Kreiseziehen, erscheint im Juni 2022
Marian Graves Herz gehört der Fliegerei. Freiheit und Gefahr sind die treibenden Kräfte ihres Lebens, die Liebe ist ihr relativ egal. Nun steht ihr größter Triumph bevor: Ein Flug von Pol zu Pol. Doch der große Traum endet mit einer Bruchlandung im ewigen Eis. Jahrzehnte später soll die Schauspielerin Hadley die Rolle der Marian Graves spielen und ist bald besessen von dieser außergewöhnlichen Frau und ihrem rasanten Leben.

Das also ist das halbe Dutzend, von denen eine Autorin in wenigen Wochen zur Siegerin ernannt werden wird. Am 15. Juni wird die Jury um Vorsitzende Mary Ann Sieghart ihren Entschluss bekanntgeben.

3 Gedanken zu “Women’s Prize for Fiction – die Shortlist 2022”

    1. Auf den ersten Blick begeistert mich auch wenig davon. „Salt Lick“ möchte ich lesen, aber das hat es nicht auf die Shortlist geschafft. Vielleicht folgen ja noch Rezensionen, die mich für einen der anderen Titel begeistern können. Aber besonders „Remote Sympathy“ klingt so furchtbar, da wird mich glaub ich niemand überzeugen können.

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