Rund zwei Monate sind vergangen seit der Bekanntgabe der Shortlist von „Das Debüt“. Zwei Monate, in denen wir von der Jury Zeit hatten, uns durch die fünf nominierten Romane zu lesen, zu überlegen und zu diskutieren. Das war der angenehme Teil. Nun aber müssen wir Punkte vergeben für die fünf Romane, und das fällt mir zumindest deutlich weniger leicht. Aber es hilft ja alles nichts. Im folgenden also die kurzen Begründungen, wer warum wie viele Punkte hat. Meine ausführlichere Meinung ist unter den jeweiligen Links zu finden. Ich vergebe…
…. 5 Punkte für Nadine Schneiders Drei Kilometer. Während und direkt nach der Lektüre dieses sehr schmalen Romans war ich gar nicht so ganz begeistert von diesem Roman. Mit etwas Abstand stelle ich aber fest, dass Schneiders sehr ruhige und dichte Erzählung von den fünf Nominierten den größten Eindruck bei mir hinterlassen hat. Ihr Roman über drei Freunden, deren Traum von der Freiheit fast sichtbar und doch unerreichbar ist, erzählt auf wenigen Seiten eine komplexe Geschichte.
… 3 Punkte für Angela Lehners Vater unser. Dieser Roman war der lauteste und direkteste auf der Shortlist. Angela Lehner spielt gekonnt mit einer Erzählerin, der man kein Wort glauben kann. Mit ihrer Rotzigkeit und ihrem überbordenden Mitteilungsbedürfnis nervt die junge Protagonistin oft genug, hinterlässt aber auch einen bleibenden, wenngleich verwirrenden Eindruck.
… 1 Punkt für Katharina Mevissens Ich kann dich hören. Über weite Strecken hat mich Mevissens Betrachtung der Themen „Hören“ und „Gehört werden“ überzeugt. An einigen Stellen hat der Roman auch seine Schwächen, vor allem in der Wiederholung einiger Episoden. Gelungen fand ich allerdings den Wechsel im Sprachduktus besonders des Protagonisten aber auch in dem seiner Tante, die in der Rückkehr zur fast vergessenen Muttersprache ihre eigene Sprache wiederfindet.
… keine Punkte für Ana Marwans Der Kreis des Weberknechts. Bei dieser Entscheidung habe ich wirklich Bauchschmerzen. Die Entscheidung zwischen Platz 3 und 4 ist mir enorm schwergefallen. Marwans Stil fand ich weitestgehend sehr gelungen, am Ende aber hat mich die Geschichte als solche aber nicht überzeugt. Vor allem die Diskrepanz zwischen dem sehr gehobenen Stil und der im Kern sehr alltäglichen Geschichte hat mich zunehmend gestört. Deshalb habe ich ihren Debüt-Roman dann auf der Rangliste mit ganz viel Hadern doch hinter Mevissen geschoben.
… und ebenfalls keine Punkte für Martin Peichls Wie man Dinge repariert. Zwar fand ich den Roman in Stil und Aufbau sehr interessant, aber das Kreisen um vergangene Beziehungen und Verletzungen, die große Nabelschau, fand ich anstrengend und ermüdend. Zerbrochene Beziehungen und Bar-Abstürze von Mitdreißigern interessieren mich nur in Einzelfällen. Einige Passagen, etwa wenn der Autor von seiner Kindheit in Niederösterreich oder dem Verlust des Vaters schreibt, fand ich sehr gelungen, der Großteil des episodenhaft erzählten Romans konnte mich aber nicht überzeugen.
An dieser Stelle möchte ich auch nochmal Janine Hasse, Bozena Anna Badura und Sarah Jäger, die seit 2016 mehr oder weniger nebenbei diesen Preis auf die Beine stellen. Dazu gehört nicht „nur“ sich durch jede einzelne Einreichung zu lesen, sondern auch Veranstaltungen, Interviews und vieles mehr. Vielen Dank für euren unermüdlichen Einsatz!
Danke auch an die restlichen Mitglieder der Jury, die fleißig mitgelesen und mitdiskutiert haben. Es war mir eine Freude mit euch!
Wer gewonnen hat, erfahren wir alle bei Das Debüt.
Schöne Begründungen, ich kenne leider keines der Bücher, werde sie mir aber notieren! 😀
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Ja, Deine Begründungen gefallen mir. Du schaffst es sogar, mich auf die Null-Punkte-Texte neugierig zu machen! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ In Ermangelung der Möglichkeit, auf Deiner Website zu liken!
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