Das Debüt 2019 – der BloggerInnen-Preis fürs Erstlingswerk

Seit 2016 schon gibt es den Blogger*innepreis „Das Debüt“. Dort werden – wie der Name erahnen lässt – Debütromane deutschsprachiger Autor*innen prämiert. Die Vorauswahl treffen Bozena Anna Badura, Janine Hasse und Sarah Jäger. Und das mit nicht unbeträchtlichem Aufwand. Die drei lesen sich durch jeden Titel, der von den Verlagen eingereicht wird. In diesem Jahr waren das immerhin 80 Romane, die höchste Anzahl seitdem der Preis ins Leben gerufen wurde. Eine Übersicht der eingereichten Titel ist auf der Website des Projekts zu finden. Für die Blogger*innenjury bleibt dann nur noch, die Shortlist zu lesen und zu bewerten. Mit fünf Titeln fällt die deutlich knapper aus. Und da der Aufwand nun wirklich überschaubar ist, habe ich mich entschlossen, in diesem Jahr auch mal Teil der Jury zu werden. Außer mir dabei sind: Jennifer Hahn, Tanja Geyer, Jessica Hädecke, Marc Richter, Ines Daniels, Marina Büttner, Oliver Bruskolini, Ruth Justen, Mikka Gottstein, Petra Reich, Eva Nagl-Jancak, Silvia Walter , Fabian Neidhart und Katrin Faulhaber. Einige von ihnen sind auch das erste mal dabei, es gibt aber auch viele Wiederholungstäter*innen. Was wir uns von uns einem guten Debütroman erhoffen und worauf wir bei der Auswahl des Gewinnertitels achten, steht in unseren Vorstellungsbeiträgen Teil I und Teil II.

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In den nächsten Wochen werden wir alle die Titel der Shortlist lesen und bewerten. Für drei der Romane können wir im Anschluss jeweils 5, 3 oder 1 Punkt vergeben. Zwei Bücher gehen komplett leer aus. Aus der Summe der Punkte ergibt sich, wie ihr euch denken könnt, der Siegertitel. Anfang Januar geben wir bekannt, wer unsere Favoriten waren. In diesem Jahr sieht die Shortlist aus wie folgt (die Rezensionen verlinke ich, sobald sie erschienen sind):

Angela Lehner: Vater unser

Dieser Roman wurde auch schon mit dem Debüt-Preis des Österreichischen Buchpreises ausgezeichnet. Lehner erzählt von einer jungen Frau, die in die Psychiatrie eingewiesen wird, weil sie, so behauptet sie zumindest, eine ganze Kindergartengruppe erschossen hat. Dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit niemanden umgebracht hat, dafür aber leidenschaftlich gerne übertreibt, merkt man sehr schnell.

zur Rezension: „sondern erlöse uns von dem Bösen

das denken die anderen: Mikka Gottstein (mikkaliest), Eva Jancak-Nagl (Literaturgeflüster), Silvia Walter (Leckere Kekse)

Ana Marwan: Der Kreis des Weberknechts

Noch eine Österreicherin auf dieser Liste. Der Kreis des Weberknechts handelt von einem Mann, der keine Menschen mag und sich in die Einsamkeit zurückzieht. Doch dann geht er seiner Nachbarin Mathilde ins Netz.

zur Rezension: Lipitsch, der Misanthrop

das denken die anderen: Marina Büttner (literaturleuchtet)

Katharina Mevissen: Ich kann dich hören

In diesem Roman geht es um Osman, einen jungen Cellisten türkischer Herkunft. Der kann zwar gut hören, sich aber nicht immer gut mitteilen. Das macht seine zwischenmenschlichen Beziehungen nicht weniger kompliziert, schon gar nicht die zu seiner Mitbewohnerin.

zur Rezension: Allgemeine Sprachlosigkeit

das denken die anderen: Ines Daniels (letteratura), Silvia Walter (Leckere Kekse)

Martin Peichl: Wie man Dinge repariert

Und noch ein Österreicher. In diesem epidosenhaft erzählten Roman geht es vor allem um Beziehungen, die Liebe und ihr scheitern. Und darum, dass es gar nicht so einfach ist, Dinge zu reparieren.

das denken die anderen: Silvia Walter (Leckere Kekse)

Nadine Schneider: Drei Kilometer

Drei Kilometer ist kein weiter Weg, ein halbstündiger Spaziergang vielleicht. Aber wenn am Ende dieser drei Kilometer ein streng bewachter Grenzstreifen liegt und man über Fluchtpläne kaum sprechen kann, weil überall Spitzel der Securitate lauern, sind drei Kilometer eine kaum überwindbare Distanz.

zur Rezension: Diesseits der Grenze

das denken die anderen: Marina Büttner (literaturleuchtet), Silvia Walter (Leckere Kekse)

16 Gedanken zu “Das Debüt 2019 – der BloggerInnen-Preis fürs Erstlingswerk

  1. Anton Goldberg 25. November 2019 / 21:36

    Ja, ich war auch schon mal Teil der Jury. Hat Spaß gemacht, war aber auch viel Lesen und Bewerten neben der sonstigen Arbeit. Wünsche viel Vergnügen!

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    • Marion 25. November 2019 / 21:41

      Dankeschön! In welchem Jahr warst du dabei? Die ersten drei, die ich jetzt gelesen habe, waren alle sehr kurz. Insofern hält es sich noch in Grenzen 🙂

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      • Marc 26. November 2019 / 0:07

        Das ist mal eine Ausnahme dieses Jahr. In den drei Jahren zuvor war immer mindestens ein Buch mit über 400 Seiten dabei. Ich finde es dieses Jahr sehr angenehm, da kann man sich richtig intensiv mit den Büchern beschäftigen.

        Liebe Grüße
        Marc

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        • Marion 26. November 2019 / 0:12

          Stimmt. Ich habe das ja in den letzten Jahren zumindest aus der Ferne beobachtet – das war schon einiges mehr zu lesen.
          Jetzt hab ich das Gefühl, ich müsse mich selbst bremsen, um da nicht einfach so durchzupflügen.

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      • Anton Goldberg 26. November 2019 / 22:20

        Warte mal – ich habe gerade noch einmal nachgeschaut – es war 2016. „Nachts ist es leise in Teheran“ wurde zum Sieger bzw. zur Siegerin gekürt. Außerdem waren auf der Shortlist: „Ymir“, „Weißblende“, „Weißes Rauschen“ und „Blauschmuck“. Das waren auch alles keine irre dicken Bücher, aber die Frauen vom Debüt hatten uns damals nur sehr wenig Zeit eingeräumt, um die fünf Bücher zu lesen. Das ist, glaube ich, mittlerweile etwas entspannter geworden (auch aufgrund des entsprechenden Feedbacks der damaligen Jury). Meinen entsprechenden, sehr wenig aussagenden Abschlussbeitrag zum damaligen Bloggerpreis gibt es hier zu lesen: https://indieautor.com/2016/12/30/das-debuet-2016-bloggerpreis-fuer-literatur/

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        • Marion 26. November 2019 / 22:59

          Wir kennen die Shortlist seit knapp einer Woche und haben Zeit bis Januar. Für mich ist das entspannt machbar, bei mir passiert dieses Jahr aber auch nicht mehr viel.
          Zu deinem Artikel ergänzend: zumindest in diesem Jahr finde ich die Aufmerksamkeit ganz gerecht auf weniger große Verlage verteilt. Und für die ganz unveröffentlichten hat sich mittlerweile ja auch ein Preis etabliert.

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          • Anton Goldberg 28. November 2019 / 14:41

            Welchen Preis für die ganz unveröffentlichten meinst du? Den Blogbuster-Preis?

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            • Marion 28. November 2019 / 15:07

              Ja. Ich bin mir relativ sicher, dass es da auch diverse andere gibt, aber der ist ja auch aus der Blogger*inneszene heraus entstanden.

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            • Anton Goldberg 28. November 2019 / 21:55

              Ich kenne keinen vergleichbaren Preis – obwohl ich seit bestimmt mindestens 15 Jahren den Uschtrin Newsletter beziehe, der immer über allerlei Preisausschreibungen informiert. Aber vielleicht gibt es ja doch irgendwo da draußen Ähnliches…
              Übrigens wurde der Blogbuster-Preis von der Herausgeberin dieses Newsletters, Sandra Uschtrin, vehement kritisiert. Ich habe damals einen Beitrag dazu verfasst: https://indieautor.com/2017/12/01/harsche-kritik-am-blogbuster-preis/

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            • Marion 30. November 2019 / 20:04

              Ich kann auf deinen letzten Beitrag aufgrund meiner eigenen Kommentar-Einstellungen nicht mehr antworten 🙂 Deshalb hier:
              Im letzten Jahr war ich beim Blogbuster dabei und erinnere mich auch noch an diese Diskussion, die ja auch vor allem über Social Media ausgetragen wurde. Ich fand das damals auch ziemlich daneben. Man kann den Preis ja blöd finden, aber die Art der Kommunikation fand ich schon sehr misslungen. Zum Teil auf beiden Seiten, wie ich sagen muss.
              Eine mangelnde Erfolgsquote für die Teilnehmenden kann man dem Preis aber wohl spätestens seit „Kintsugi“ schlecht vorwerfen.

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