Essen aus Büchern: Boeuf Bourguignon aus Kate Atkinsons „Life After Life“

Kate Atkinsons Life After Life ist nicht nur ein sehr guter Roman, sondern auch eine Goldgrube für Essen aus Büchern. Besonders die Dichte britischer Klassiker ist enorm, doch auch für ein oder zwei Ausflüge in die französische Küche findet sich Zeit. Ein Gericht, das dabei eine besondere Rolle spielt, ist Boeuf Bourguignon. Anlässlich der Zubereitung des französischen Klassikers kauft die Protagonistin Ursula eine gute Flasche Wein, kann abends nicht widerstehen und trinkt das erste mal in ihrem Leben allein. Und trinkt und trinkt und trinkt.

Ursula knew how the drinking had started. Nothing dramatic, just something as small and domestic as a boeuf burguignon she had planned for Pamela when she came to stay for the weekend a few months ago.

Sie wechselt den Weinladen, als sie nicht mehr erklären kann, wie oft sie eigentlich Boeuf Bourguignon macht und kauft im Pub Bier mit der Behauptung, es sei für ihren Bruder. In den 50ern kann sie es sich als Dame natürlich nicht erlauben, allein im Pub zu trinken. Zum Glück ist dieses nur eines von vielen Leben das sie hat, da kommt es auf das ein oder andere Glas nicht an.

Auch wenn das Gericht offenbar risikoreich ist, habe ich mich getraut, es auszuprobieren. Wie bei jedem Klassiker kann man sich über die Zubereitung sicher mehrere Tage streiten, ich habe mich für diese Variante hier entschieden:

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Boeuf Bourguignon für 4 Personen: 

  • 500 g Gulaschfleisch aus der Schulter
  • 2 große Karotten
  • 200 g kleine Champignons
  • 4 Schalotten (oder 10 Perlzwiebeln, die ich aber trotz großer Bemühungen nicht gekriegt habe)
  • 1 Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 150 g durchwachsener Speck
  • 500 ml Rotwein (im Original natürlich Burgunder)
  • 300 ml Rinderfond
  • 6 Stängel Petersilie
  • 2 Lorbeerblätter
  • 1 Zweig Rosmarin
  • 2 EL Mehl
  • 1 EL Tomatenmark
  • Butter
  • Sonnenblumenöl
  • Salz und Pfeffer

Die Karotten schälen und in mundgerechte Stücke schneiden. Die Champignons putzen und ggf. ebenfalls kleinschneiden. Die Schalotten halbieren. In einem Schmortopf etwa 1 EL Butter und 1 TL Öl erhitzen und das Gemüse darin anbraten. Anschließend das Gemüse aus dem Topf nehmen und beiseite stellen.

Den Speck im gleichen Topf auslassen. In der Zwischenzeit das Fleisch mit dem Mehl bestäuben und die Zwiebel fein würfeln. Den ausgelassenen Speck entfernen und das Fleisch portionsweise scharf anbraten. Nach der letzten Portion Fleisch das Tomatenmark mit den Zwiebelwürfeln in den Topf geben und die Zwiebel glasig dünsten. Wenn an irgendeiner Stelle das Fett knapp wird, mit Butter und/oder Öl nachhelfen. Anschließend das komplette Fleisch und den Speck wieder in den Topf geben. Mit Rotwein und Rinderfond ablöschen, die Platte auf eine niedrige Temperatur herunterstellen. Petersilie, Rosmarin und Lorbeer mit Küchengarn zusammenbinden und dazu geben. Die Knoblauchzehe schälen und am Stück zugeben. 2 Stunden abgedeckt köcheln lassen.

Nach Ende dieser Garzeit Speck, Knoblauchzehe und Kräuter entfernen. Das Gemüse wieder zugeben und weitere 30 Minuten köcheln lassen. Je nachdem, wie viel Flüssigkeit noch vorhanden ist, den Deckel ggf. weglassen. Anschließend das Gericht mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Salz- oder Schwenkkartoffeln servieren. Und natürlich mit einem ordentlichen Rotwein.


Das Zitat stammt aus: Kate Atkinson: Lifte After Life. Black Swan 2013. S. 251-252.

Mehr Essen aus Büchern gibt es auf schiefgegessen.

7 Gedanken zu “Essen aus Büchern: Boeuf Bourguignon aus Kate Atkinsons „Life After Life“”

  1. Das klingt aber lecker! Vielleicht versuche ich mich mal daran. Und spannend – vermutlich ist es nochmal was ganz anderes, wenn man das Buch liest und das Gericht nachkocht. Durch deine Beiträge achte ich jetzt überhaupt erstmal auf die Lebensmittel in den Büchern 😉 in dem Sinne: danke

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    1. Cool, das freut mich ja! Ich achte da mittlerweile sogar drauf, wenn ich TKKG hör. Ist aber immer das gleiche 🙂
      Und probier das Rezept mal aus – das ist echt lecker!

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  2. Lecker, wenn auch nicht ganz unbekannt. Schade, dass heut Sonntag ist und kein Rind im Haus. Dafür eigentlich genug Kochbücher. Übrigens etwas, was ich bei einem Werk (Machwerk?) wie Hannibal, nicht der Feldherr sondern der Menschenfresser, vermisste: die Rezepte!

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    1. Ach ja, von dem „unbekannt“-Anspruch habe ich mich irgendwann verabschiedet. Mittlerweile sind schon eine ganze Menge Klassiker dabei. Und lecker ist es auf jeden Fall!
      Und was Hannibal angeht – ich weiß ja nicht, wie raffiniert die Rezepte wären. Nachkochbar auf jeden Fall nicht ohne signifikante Veränderungen.

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