Jasper Fforde: One of Our Thursdays is Missing (Thursday Next VI)

One of Our Thursdays is missing ist bereits der sechste Teil der Reihe um die Literaturagentin Thursday Next. Leider muss dieser Band ohne sie stattfinden, denn sie ist verschwunden. Glücklicherweise ist die geschriebene, in der Buchwelt lebende Thursday Next zur Stelle. Die kann zwar schlechter schießen als die echte, entwickelt aber nicht weniger detektivischen Ehrgeiz. Glücklicherweise hat sie mit Carmine gerade eine neue Ersatz-Thursday für ihren Part in den Romanen bekommen und da die sowieso kaum noch gelesen werden, hat Roman-Thursday Zeit, die echte Thursday zu suchen. Und die Zeit drängt. In wenigen Tagen nämlich soll Thursday eine Verhandlung leiten, bei der es nicht weniger als einen Krieg in der Buchwelt zu verhindern gilt. Ausnahmsweise darf Roman-Thursday für die Recherche in die echte Welt, doch dort stellt sich nur heraus, dass alle Spuren in die Buchwelt führen. Langsam fängt Roman-Thursday an zu zweifeln – ist sie vielleicht sogar die echte Thursday und weiß es nur nicht? Ein bisschen wünschen würde sie es sich ja, denn den echten Thursday-Ehemann Landen findet sie schon ganz gut.

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Vom fünften Teil der Reihe war ich ja schon sehr wenig überzeugt, aber jetzt bin ich so weit drin, dass ich natürlich weiter lesen muss. Jasper Fforde hat tatsächlich auch immer noch gute und witzige Ideen für die Buchwelt und seine Figuren. Nicht selten aber gehen diese Ideen zu Lasten der Handlung. Die ersten beiden Drittel des Romans entwickeln sich sehr, sehr schleppend. Die Geschichte tritt über mehrere Kapitel ganz schön auf der Stelle und die Erkenntnisse, die Roman-Thursday im Laufe ihrer Ermittlungen gewinnt, sind wenig erhellend. Dafür gibt es ein paar ganz nette Witze, die aber ein bisschen wirken, als hätten die es einfach nicht in Band 1-5 geschafft, und würden dann eben jetzt aus der Schublade geholt und in den Text geflickt. Im letzten Drittel aber nimmt die Geschichte dann tatsächlich nochmal Fahrt auf und Fforde zeigt, was er eigentlich kann. In diesem Teil geht es um die Friedensgespräche und natürlich auch um die Klärung der Frage, wo Thursday denn eigentlich die ganze Zeit war. Wie Fforde in diesen Kapiteln mit den Klischees des klassischen Detektivromans spielt, ist dann tatsächlich sehr witzig und charmant und stimmte mich zum Ende wieder recht versöhnlich.

„You should show no discrimination with readers. Treat the lip-movers as you would the Time Literary Supplement critic.“

Dennoch bleibt der Eindruck, dass bei der Thursday-Reihe schlicht und ergreifend die Luft raus ist. Ich schätze mal, das ist auch der Grund, warum seit dem siebten Band 2012 außer einer Titelankündigung nichts mehr passiert ist. Natürlich werde ich den siebten auch noch lesen, wahrscheinlich werde ich wieder meckern. Und damit mache ich es kurz: leidlich unterhaltsam, ich habe es im Flugzeug gelesen und fand es immerhin besser als das EasyJet-Magazin.


Jasper Fforde: One of Our Thursdays is Missing. Hodder & Stoughton 2011. 388 Seiten, ca. € 10,-. Deutsche Übersetzung von Joachim Stern lieferbar unter dem Titel Wo ist Thursday Next? bei dtv.

Das Zitat stammt von S. 37

16 Gedanken zu “Jasper Fforde: One of Our Thursdays is Missing (Thursday Next VI)”

  1. Volle Zustimmung.
    Die Serie war anfangs innovativ und unglaublich lustig. Die Buchwelt als Idee war super, die Anspielungen geistreich und die Kleinigkeiten liebevoll (der Dodo, der Käseschmuggel, die Werwolfkollegen,…).
    Die Serie wurde aber auch in meinen Augen mit jedem Buch schlechter, die Luft ist tatsächlich raus. Ich schätze die Verkaufszahlen spiegeln das wider, der letzte Titel wurde ja nicht mal auf deutsch übersetzt.

    Schade eigentlich.

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    1. Durchaus wurde der letzte Titel übersetzt. „Wo ist Thursdaynext“ lautet er. Und es steht alles schön deutsch drinne.

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        1. Verflixt, du hast Recht, den hab ich noch nicht. Da ist mir was durcheinander gerutscht. Danke!!!
          Dachte du meinst das hier besprochene Buch. Jetzt hab ich tatsächlich noch einen zum drauf freuen.

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    2. Wie auch weiter unten schon kommentiert – Fforde hat weiterhin tolle Ideen, zumindest für die „Grau“-Reihe, die ja aber auch leider bei Band 1 hängt und wohl auch furchtbar schlecht verkauft wurde. Zu Unrecht!
      Aber bei Thursday Next ist halt leider echt die Luft raus.

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    3. Meine Lieblings-Idee sind übrigens die verschiedenen Shakespeare-Theoretiker, die an Haustüren klingeln und fragen, ob man einen Moment habe, um mit ihnen über Shakespeare zu reden. Die gab es aber auch nur in Band I.

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    1. Womöglich bin ich ein wenig befangen, aber mir hat die gesamte Reihe großes Vergnügen gemacht. Wobei ich zugebe, bei Reihen die ich liebe, eine äußerst loyale Leserin zu sein. permanente Genialität während einer ganzen Reihe duchzuhalten ist ganz schön viel verlangt. Fforde nähert sich dem fast Unerreichbaren für mich mit seiner Dragonslayer und Thursday Reihe eng an. Gib Nr. 2 ruhig eine Chance. 😉

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    2. Gib Band 2 auf jeden Fall eine Chance! Der erste war für mich allerdings immer noch der beste, aber bei 2 und 3 hatte ich auch großen Spaß.
      Außer der Thursday Next-Reihe hab ich noch „Shades of Grey“ gelesen und fand das wirklich genial. Ich finde es auch schade und erstaunlich, dass die letzten beiden Bände mich so enttäuscht haben, denn eigentlich ist Fforde ein lustiger und kreativer Mann mit genialen Einfällen.

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  2. Und dann gibt es noch so Dialoge wie:
    „Aber da war’s schon zu spät“, sagte Drake. „Speedy Muffler hatte seinen Einfluss gesichert, und sein Genre war groß genung um einen Sitz im Gattungsrat zu beanspruchen.“ „Ich nehem an FemLIt hat das überhaupt nicht gepasst?“ „Nein sie waren nicht gerade begeistert, das stimmt. Vor allem nicht, wenn er mit offenem Hemd beim Gipfeltreffen erschien und erklärte, die Feministinnen sollten sich mal ein bisschen locker machen.“
    „Schickt er immer noch Metaphern den Fluss runter?“

    Dazu die Karte von Fiction Island und das reichte um mich happy zu machen.

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