Essen aus Büchern: Huevos Rancheros aus Carlos Fuentes „Happy Families“

Happy Families ist eine Kurzgeschichtensammlung des mexikanischen Autors Carlos Fuentes, die ich mal wegen des Covers gekauft habe. Es kommt nicht eine glückliche Familie darin vor, dafür aber Huevos Rancheros, was übersetzt ‚Eier nach Rancher-Art‘ bedeutet. Es handelt sich um Spiegeleier mit einer scharfen Tomaten-Chili-Sauce, die auf Mais-Tortillas zum Frühstück serviert werden. Dazu gibt es häufig Bohnen, meist in Form von frijoles refritos und Reis. Weniger traditionell aber vor allem in anderen Ländern beliebt sind auch Avocados bzw. Guacamole, Sour Cream, Feta, Petersilie, Koriander, Grünkohl (!) und geriebener Käse.

Außerdem gibt es offenbar zwei Lager in der Zubereitung: Team A, international repräsentiert durch Jamie Oliver, kocht die Tomatensoße, macht dann Vertiefungen in die Soße und lässt darin die Eier garen, wie Shakshuka im Grunde. Team B, zahlenmäßig weit überlegen, macht die Spiegeleier extra und gießt dann die Soße darüber. Ich bin in Team B.

In der Erzählung „The Discomfiting Brother“ bekommt Don Luis Albarrán Besuch von seinem aufsässigen Bruder, der es im Leben zu nicht viel gebracht hat. Er bleibt ein paar Tage, was Don Luis überhaupt nicht in den Kram passt. Der aufdringliche Gast bringt ihn fast um den Schlaf:

„Don Luis awoke in the morning convinced that his bad mood was the usual upon opening his eyes and that a good Mexican breakfast of spicy huevos rancheros and steaming coffee from Coatepec would be enough to return him to reality.“

Coatepec ist in Mexiko bekannt für den Kaffeeanbau und gilt als die „Kaffeehauptstadt“ des Landes. Kaffee gehört bei mir zwingend zum Frühstück, Chilis sonst nicht. Aber man kann es ja mal probieren.

huevosrancheroscol

Bevor es los geht noch ein Wort zu den Tortillas: Im Original sind die aus Mais und die, die man in deutschen Supermärkten kaufen kann, meistens aus Weizen. Ich habe mehrfach versucht, selbst Tortillas aus Maismehl zu machen und habe es nie geschafft, etwas essbares zu produzieren. Weil ich nur etwa fünf mal im Jahr Tortillas esse, habe ich jetzt einfach aufgegeben und nehme die gekauften. Manchmal kriegt man die auch aus Mais, sonst muss es halt Weizen sein, schmeckt auch.

als ausladendes Frühstück für 2 Personen:

  • 4 Eier
  • 3 EL Pflanzenöl
  • 4 Tortillas aus Maismehl

für die Salsa:

  • 2 Knoblauchzehen
  • 3 Chilischoten (Cayenne oder auch was schärferes, wenn ihr wollt)
  • 400 g gehackte Tomaten
  • 1/2 Zwiebel
  • 1 TL grobkörniges Salz
  • 2 TL Pflanzenöl

Was die Salsa angeht, gibt es natürlich 400.000 denkbare Zubereitungsarten. Ich habe mich grob an die von Jauja Cocina Mexico gehalten, weil ich nie im Leben auf die Idee gekommen wäre, es so zu machen. Und, um das vorwegzunehmen, sie wird großartig, wenn man sie so macht.

In einem kleinen Topf Wasser zum kochen bringen. Die Zwiebel halbieren und schälen, die Knoblauchzehen ebenfalls schälen. Die halbe Zwiebel, eine Knoblauchzehe und die Chilischoten ins kochende Wasser geben. Die andere Knoblauchzehe fein hacken und mit dem Salz im Mörser zu einer glatten Paste verarbeiten. Nach etwa 5 Minuten die Knoblauchzehe aus dem Wasser nehmen und mit in die Paste einarbeiten. Nach weiteren 5 Minuten die Zwiebel aus dem Wasser nehmen und beiseite legen. Langsam könnten auch die Chilis weich sein, sonst noch ein paar Minuten drin lassen. Anschließend die Stiele entfernen, die Schoten in den Mörser geben und ebenfalls zerdrücken. Ob ihr die Kerne drin lasst oder nicht, ist gänzlich euch überlassen.

Die Paste zusammen mit den gehackten Tomaten und der Zwiebel in ein hohes Gefäß geben und mit dem Stabmixer zerkleinern bis eine glatte Sauce entsteht. In einem Topf 2 TL Öl erhitzen und die Sauce hineingeben. Denkt unbedingt daran, dass das spritzt wie Sau. Die Frau im oben verlinkten Video nimmt einen Topf, ich wusste es natürlich besser und habe eine Pfanne genommen – macht das bitte nicht. Nehmt einen Topf. Der hohe Rand bewahrt euch davor, am Wochenende die Küche neu zu tapezieren.

Die Hitze auf kleinste Stufe reduzieren und die Sauce ca. 15-20 Minuten köcheln lassen. Sie sollte deutlich einreduzieren. Evtl. mit Salz oder Chilipulver abschmecken.

In einer Pfanne 2 EL Öl erhitzen und die Tortillas darin braten. Sie sollen leicht braun werden und Blasen werfen, ca. 30 Sekunden pro Seite sollten reichen. Anschließend in der gleichen Pfanne (ggf. 1 weiteren EL Öl in die Pfanne geben) die Eier braten. Dazu zwei Eier vorsichtig in eine kleine Schüssel schlagen und von dort ins Fett gleiten lassen – das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass das Eigelb ganz bleibt. Braten, bis das Eiweiß vollständig gestockt ist. Das Eigelb soll bei diesem Rezept flüssig bleiben. Wer das absolut nicht essen mag (so wie ich) oder darf, kann die Eier natürlich auch durchgaren, dann ist es später nicht so hübsch, aber was soll’s.

Auf zwei Tellern jeweils zwei Eier auf zwei Tortillas anrichten und die Salsa darüber geben.

Als Frühstück ist das echt ne Ansage. Aber die Kombination aus Tortilla, Ei und scharfer Salsa funktioniert extrem gut und ist eine sehr schöne Abwechslung zum „normalen“ Spiegelei.


Das Zitat stammt von S. 266 von Carlos Fuentes: Happy Families. Bloomsbury 2009.

3 Gedanken zu “Essen aus Büchern: Huevos Rancheros aus Carlos Fuentes „Happy Families“”

  1. Schöne Idee, Gerichte aus Büchern nachzukochen und darüber zu bloggen — machst du das öfter?
    Bei der Lektüre des Artikels und der zugehörigen Besprechung musste ich an ein anderes Buch von Carlos Fuentes denken. In La fronteras de cristal erzählt er nämlich die Geschichte eines mexikanischen Kochs, der über das Essen eine Art Kulturkampf mit dem Nachbarland im Norden austrägt und einen ganzen Katalog von mexikanischen Regionalgerichten ins Feld führt. Beim Lesen habe ich tatsächlich auch daran gedacht, das eine oder andere mal zu kochen.
    Einstweilen erlaube ich mir, dir noch einen Link zu einem Artikelchen in meinem Blog und einem anderen mexikanischen Autor zu schicken, der ebenfalls gern isst: https://ausmexiko.wordpress.com/2015/09/30/essen-und-lesen
    Herzliche Grüße!

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    1. Guten Morgen!

      In der Reihe „Essen aus Büchern“ erscheint seit etwa einem Jahr monatlich ein Beitrag. Eine Übersicht findest du oben in der Menüleiste oder unter diesem Link: https://schiefgelesen.net/essen-aus-buechern/

      Das andere Buch von Fuentes klingt auch spannend – auch wenn ich es nur in Übersetzung werde lese können. Und danke dir sehr für den sehr interessanten Beitrag, den du verlinkt hast!

      Herzliche Grüße,
      Marion

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      1. Guten Abend! Die Sparte „Essen aus Büchern“ habe ich schließlich entdeckt, nachdem ich den Kommentar schon abgeschickt und aus dem WordPress-Reader heraus zu deinem echten Blog gefunden hatte. Toll! Vielen Dank!

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