Essen aus Büchern: Nga Sak Kin aus John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag“

Wenn man “Nga Sak Kin” googled, findet man zwei Dinge. Zum einen Treffer mit Bezug auf Gottes Werk und Teufels Beitrag, zum anderen Artikel über verschiedene Feiertage in Myanmar, an denen angeblich besonders oft Nga Sak Kin gegessen wird. Offenkundig beziehen die Autoren dieser Texte ihr Wissen über die burmesische Küche von Irving. Ein Rezept zu finden war außergewöhnlich schwierig, vor allem weil die Schreibweise “Nga Sak Kin” selten bis gar nicht vorhanden zu sein scheint.

Die Familien aßen draußen auf einer Veranda. Sie gaben ihm Reis, Tee und jede Menge Sachen mit Curry. Als sein Fieber fiel, aß Wally Panthay Khowse (Nudeln mit Huhn), und Nga Sak Kin, Fischbällchen mit Curry. Dies waren die ersten Wörter, die seine burmesischen Retter ihm beizubringen versuchten.

Auf die richtige Spur in Form der phonetisch ähnlichen aber anders umgesetzten Schreibweise “Nga Soke” brachte mich ausgerechnet ein Buch über Surimi. Dass das Zeug sich in meinem Leben nochmal als hilfreich erweisen würde!

Auch im Roman führt der ungewohnte Name des Gerichts zu Missverständnissen. Wally nimmt zuerst an, es seien die Namen seines burmesischen Retters und seiner Frau, später wird es zu einem exotischen Segenswunsch, mit dem der jüngst aus den ehemaligen Kolonien zurückgekehrte Dr. Stone das Komitee des Waisenhauses beeindruckt.

Ich habe zwei Gerichte gefunden, die Nga Soke heißen, Nga Soke Lone Hin und Nga Soke Yay Cho. Ich schätze, es gibt noch mehr, Fischbällchen scheinen ein sehr beliebter Teil der burmesischen Küche zu sein. Nun kann ich nicht sagen, was Irving meinte und mache, was mir gefällt, nämlich Lone Hin. Das Original verlangt nach Messerfisch, den es natürlich nirgends gibt, deswegen weichen viele auf Kabeljau aus. Ich liebe diese Blog-Reihe und ich mache viel dafür, aber seit einem Lissabon-Aufenthalt habe ich eine so massive Kabeljau-Aversion, dass ich es nicht über mich bringe. Einige Rezepte nehmen auch einfach “grätenfreien Fisch”. Narrenfreiheit also. Ich habe Scharbe genommen, weil die Dame im Fischladen das eine gute Idee fand. Im Grunde kann ich mir aber jeden festen, weißen Fisch vorstellen.

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Nga Sak Kin für 2 Personen:

  • 400 g festen, weißen Fisch, küchenfertig
  • 2 Zwiebeln, fein gewürfelt
  • 3 Knoblauchzehen, gehackt
  • 2 TL geriebener Ingwer
  • 40 g Weißbrot
  • 3 TL Fischsauce
  • 3 TL Sojasauce
  • 3 EL Öl (im Idealfall Sesamöl)
  • 1 TL Kurkuma
  • 1 TL Paprikapulver
  • 1 Chilischote, gemahlen
  • 150 g gehackte Tomaten
  • 180 ml Gemüsebrühe
  • 3 EL Zitronensaft
  • frischer Koriander, gehackt
  • Salz
  • Pfeffer

Wer Koriander so gar nicht mag (das sind ja tatsächlich ziemlich viele) kann auf Dill oder Petersilie ausweichen. Was die Chilischote angeht, kommt es natürlich auf den persönlichen Geschmack an. Es gibt Varianten mit so viel Chili, dass sie dem Rezept eine rote Farbe geben, aber da sterbe ich ja. Deswegen schummel ich mit Paprika.

Das Weißbrot in Wasser einweichen und anschließend gut ausdrücken. Das Fischfleisch sehr fein hacken und in eine Schüssel geben. Mit 1 TL Salz, 1 Prise Pfeffer, 1/2 gehackten Zwiebel und 1 Knoblauchzehe, 1 TL Ingwer, 1 TL Zitronensaft und 1 TL gehackten Koriander vermischen. Das eingeweichte Brot und 1 TL Fischsauce zugeben und alles gut verkneten. Mit angefeuchteten Händen Bällchen von ca. 3 cm Durchmesser formen.

In einer tiefen Pfanne das Öl auf mittlerer Temperatur erhitzen. Die restliche Zwiebel, 2 Knoblauchzehen und 1 TL Ingwer darin anschwitzen. Kurkuma, Paprika und Chili zugeben und kurz mitbraten. Anschließend mit den Tomaten und der Brühe ablöschen. 2 TL Fischsauce und 3 TL Sojasauce zugeben. Die Sauce gut umrühren. Nun die Fischbällchen vorsichtig in die Sauce geben und bei schwacher Temperatur ca. 20 Minuten garen. Dabei sollte zu Beginn so viel Soße vorhanden sein, dass die Bällchen mindestens zur Hälfte bedeckt sind. Die Bällchen sind ziemlich empfindlich, es sollte jetzt nicht mehr umgerührt werden, stattdessen könnt ihr ein bisschen an der Pfanne „rütteln“, damit nichts ansetzt. Nach etwa der Hälfte der Garzeit die Bällchen vorsichtig umdrehen. Nach Ablauf der 20 Minuten 1 TL Zitronensaft und 2 TL gehackten Koriander über das Gericht geben und weitere 5 Minuten garen lassen. Evtl. mit Salz und Chili abschmecken.

Dazu passt am besten Reis.

Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Teller sehr wenig angetan war von diesem Essen. Der Ingwer war zu prominent und die Bällchen eine ziemlich trockene Angelegenheit, zumindest für mein Empfinden. Zum Glück saß ein dankbarer Abnehmer am Tisch. Das eine übrig gebliebene Bällchen war aber nach ein paar Stunden ganz deutlich besser.


Das Zitat stammt aus Teil 3, Kapitel 19 der audible-Fassung von John Irving: Gottes Werk und Teufels Beitrag. Übersetzt von Thomas Linquist. Gelesen von Johannes Steck. Random House Audio 2015

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