Essen aus Büchern: Battenbergkuchen aus Jane Gardams „Eine treue Frau“

Wann immer es besonders britisch werden soll und Shortbread zu profan erscheint, gibt es in Büchern Battenbergkuchen. Der, den die zukünftige Mrs. Feathers in Eine treue Frau serviert bekommt, ist sicher schon mein dritter. Sie bekommt den Kuchen in einem schicken Hotel in Hongkong, dass vor allem von Briten bewohnt wird, während sie auf Edward wartet, mit dem sie erst seit wenigen Minuten verlobt ist.

„‚Was für eine sonderbare Verlobung‘, erzählte Betty dem seerosenförmigen Tablett, der flachen Tasse, dem winzigen Stückchen Battenbergkuchen und dem Kressesandwich, das so klein war, dass schon ein Lüftchen vom Springbrunnen her es hätte wegpusten können.“ (S. 37)

Sie wird nicht die Zeit haben, ihn zu essen. Und niemand kann jemals ernsthaft die Zeit haben, Battenbergkuchen zu backen. Er besteht klassisch aus zwei Biskuitteigen, einem hellen und einem rosa gefärbten, die abwechselnd neben- und übereinander gesetzt werden, so dass ein Schachbrettermuster entsteht. Dieses Konstrukt wird anschließend mit Marzipan umhüllt. Enstanden ist der Kuchen angeblich 1884 anlässlich einer Hochzeit im englischen Königshaus. Wie das Königshaus seine Bäcker gehasst haben muss. Die Frage, die sich mir dieses mal stellt, ist nicht, wie das wohl schmeckt, sondern an welchem Punkt der Herstellung ich die Nerven verlieren werde – mit Backen kann man mich jagen. Die Antwort ist: spätestens beim Marzipan. Ein zufällig anwesender Mensch mit chirurgischer Grundbildung und deutlich mehr Geduld musste einspringen.

Meine Battenbergs sind Mini-Battenbergs, weil mir das mehr Fehlversuche einräumt. Außerdem sind für ein Back-Genie wie mich 24 kleine Teigstangen deutlich besser zu handhaben als vier große. Und im Text ist der Kuchen auch winzig.Wenn man Mini-Cake Formen benutzt, hat man am Ende sechs kleine Kuchen.

Es gibt mindestens drei grundsätzlich voneinander abweichende Teigvarianten, ich habe mich für die Variante der Hairy Bikers entschlossen, weil ich sie liebe. Und die geht so:

battenberg

  • 175 g weiche Butter
  • 175 g brauner Zucker
  • 3 Eier
  • 175 g Mehl
  • 1 Pk Vanillin-Zucker
  • 1/2 Pk Backpulver
  • rote Lebensmittelfarbe
  • 2 EL Aprikosenmarmelade
  • 300 g Marzipanrohmasse
  • 2 gehäufte TL Puderzucker

(Hinweis: ich habe Silikonformen verwendet. Wer die nicht benutzt, braucht noch Butter zum Einfetten)

Den Ofen auf 180°C vorheizen. Butter, Zucker, Eier, Backpulver, Vanillin-Zucker und Mehl in einer Schüssel gründlich verrühren. Den Teig halbieren und die Hälfte des Teigs mit roter Lebensmittelfarbe gemäß Packungsanweisung einfärben. Wenn es aussieht wie Kinder-Zahnpasta, ist es okay.

Sechs Kuchenformen mit dem hellen Teig ca. bis zur Hälfte füllen, sechs Formen mit dem rosa Teig zur Hälfte füllen und ca. 15 Minuten backen. Die Kuchen mindestens 30 Minuten auskühlen lassen und dann so zurechtschneiden, dass man aus jedem Kuchen zwei Stangen mit quadratischem Querschnitt bekommt. Zugegeben, das ist eine sehr idealisierte Darstellung. So gut es eben geht.

Die einzelnen Stangen schachbrettmusterartig anordnen und mit Aprikosenmarmelade zusammenkleben. Es hilft, wenn die Marmelade etwas angewärmt wird und möglicherweise muss man einen Spritzer Wasser unterrühren, damit sie besser zu verarbeiten ist. Ein Schluck Brandy hilft, die Hände ruhiger und die Nerven stabiler zu halten. Das ganze Konstrukt etwas trocknen lassen. Dann die Marzipanrohmasse gründlich mit dem Puderzucker vermengen, in sechs Portionen teilen und ausrollen. Das geht am besten zwischen zwei Lagen Frischhaltefolie. Eigentlich geht es nur zwischen zwei Lagen Frischhaltefolie, seien wir ehrlich. Und dann müssen die Mini-Battenbergs nur noch in das Marzipan eingewickelt werden, überstehende Ränder abschneiden, fertig. Mit einer Tasse Tee die perfekte Erfrischung nach einer aufregenden Runde Croquet!

Wer kein Croquet spielt, kann auch einfach Marmorkuchen backen, das geht schneller.


Das obige Zitat stammt von S. 37 von Jane Gardam: Eine treue Frau. Hanser 2016.

9 Gedanken zu “Essen aus Büchern: Battenbergkuchen aus Jane Gardams „Eine treue Frau“”

  1. Ich habe ja ein paar Jahre in Schottland und England gelebt, aber von dem Kuchen habe ich noch nix gehört, bin jetzt aber auch nicht so die Süße 😉 Wie spannend. Witzige Idee auf jeden Fall – wäre ich in der Nähe, ich würde ihn gern probieren.

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    1. Ich hab den live auch noch nie gesehen. In den literarischen Darstellungen ist er aber auch immer ein bisschen ein Relikt aus alter Zeit, sowas was die schrullige alte Tante zum Geburtstag mitbringt. Vielleicht ist er einfach nicht mehr so modern.

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    2. Gerade lerne ich allerdings, dass man diesen Kuchen von einer Firma namens Mr. Kipling auch fertig kaufen kann. Was für eine Arbeit ich mir hätte sparen können!

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  2. Und wieder was gelernt! Von „Battenberg cake“ wurde zuletzt in einer meiner Lieblingsradiosendungen geredet und ich hatte keinen Schimmer, was das nun wieder sein sollte. Sieht gar nicht übel aus 😉

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    1. Das ist ja schön, dass ihr hier heute noch was lernt 🙂
      Der Kuchen ist an sich ziemlich unspektakulär (wenn auch hübsch), aber es ist Marzipan drum. Mit Marzipan kriegt man mich immer.

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  3. Bisher auch nur davon gehört. Jetzt Gewissheit. Nie wird es das bei uns geben. Ich backe nur aus Notwehr, relativ ungern und nur große Portionen mit wenig Aufwand und großem Namnameffekt. Teenagerkalorienbedarfzufriedenstellend😉
    Daher Chapeau. Viel Arbeit für mit Marzipanummanteltes 😉

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  4. Das sieht köstlich aus. Kochen ist weniger meins, aber mit diesem Kuchen hast du es mir angetan. Den mache ich demnächst mal nach.

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