Was heißt eigentlich schiefgelesen?

Ein schiefgelesenes Buch ist ein Buch, dessen Buchblock (das ist die Gesamtheit der zusammengeklebten oder -gebundenen Blätter) in eine Richtung verschoben ist, meistens nach rechts, was mit der Leserichtung zu tun hat. Der Buchblock ist also, wenn man draufguckt, kein Rechteck mehr sondern eher eine Raute.Sehr schön demonstriert wird das von diesem Hardcover:

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Ein besonders garstiges Exemplar ist dieses Buch hier, das sich nicht mal mehr zur Raute aufraffen kann:

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Es ist ein Leseexemplar von Kushners Flammenwerfer und nicht nur schief- sondern auch ein bisschen rundgelesen und außerdem dreckig. Ich selbst habe das gemacht aber so, liebe Kinder, geht man eigentlich nicht mit Büchern um.

Ob ein Buch nach einmaliger Lektüre schiefgelesen ist oder nicht, hängt zum einen damit zusammen, wie vorsichtig man damit ist. Leseknicke, also diese Rillen im Buchrücken, begünstigen einen schiefen Buchblock enorm, weil sie die Leimung an eben diesen Stellen brechen und das ganze damit weniger stabil wird. Wer sein Buch verkehrt herum aufgeschlagen auf einen Tisch legt, bettelt geradezu darum. Aber auch gebundene Bücher können schiefgelesen sein, wenn sich nämlich die Bindung durch häufiges lesen oder nicht optimale Lagerung lockert.

Ob ein Buch am Ende noch hübsch ist oder nicht, hängt auch mit der Qualität in der Herstellung zusammen. Flammenwerfer aus dem Beispiel oben ist eigentlich ein solide gebundenes Hardcover. Was der Verlag aber an Leseexemplaren massenweise unters Buchhändler-Volk wirft, darf gerne etwas günstiger und geklebt sein, ist ja nicht für die Ewigkeit. Und dann ist es am Ende eben schiefgelesen.

Reparieren kann man das übrigens nicht. Hardcover kann man manchmal noch etwas geraderücken, aber ein schiefgelesenes Taschenbuch ist verloren.

6 Gedanken zu “Was heißt eigentlich schiefgelesen?”

    1. Du hast natürlich Recht – diesen Aspekt habe ich völlig außer Acht gelassen! Die schiefsten Bücher sind oft auch die geliebtesten.

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  1. Oh, davon habe ich auch einige. Und zwar quer durch alle Genres, vom Warhammer-Bolterroman bis „Doktor Faustus“. Besonders übel mitgenommen sind jedoch ein paar meiner Reclam-Bändchen („Faust“, ja, du bist gemeint.). Denen sieht man die Hingabe eines Gymnasiasten und späteren Studenten wirklich an. Solche Bücher zeigen, wie intensiv sie gelesen wurden und haben damit oft selbst etwas zu erzählen.

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    1. Ich freue mich auch immer, wenn ein Buch selbst was zu erzählen hat. Wenn man zum Beispiel Jahre später einen Boarding-Pass zwischen den Seiten findet, der mal ein Lesezeichen war und sich daran erinnert, auf welchem Flug man das Buch gelesen hat. Besonders spannend (und manchmal Fragen aufwerfend) auch bei 2nd-Hand-Büchern.

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  2. Huhu,

    ich war eben hier bei dir ein bisschen stöbern und hab einiges gefunden, das mir gefällt ^^ Demnach komme ich wieder und lass schon mal einen lieben Gruß da 😉 Tinka vom blog literaturaustausch.blogspot.co.at

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  3. „Schiefgelesen“, das ist ein treffendes Wort für unsere Lieblingsbücher, finde ich. Und schlimm ist das auch nicht, meine ich, wenn man sieht, dass ein Buch intensiv gelesen wurde – und wird. Wir Leser werden ja auch immer älter und zei8gen usnere Gebrauchsspuren. Aber Du hast Recht, dreckig müssen Bücher nicht unbedingt sein. Dabei gibts immer mal wieder Unfälle, die man dem Buch ansehen kann. Und das ist dann ausgerechnet das Lieblingsbuch…

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