Marin Trenk: Döner Hawaii – unser globalisiertes Essen

doenerhawaiiMarin Trenk hat einen Lehrstuhl für Ethnologie in Frankfurt am Main inne und befasst sich mit Food-Ethnologie. Essens-Globalisierung teilt er in drei große Wellen. Erst kommen unverarbeitete, einzelne Lebensmittel in andere Kulturen, wie beispielsweise die Kartoffel einst nach Europa kam. Ihnen folgen, häufig im Zuge des Kolonialismus, einzelne Gerichte, wie zum Beispiel die in England immer noch so  beliebten Currys. Und schließlich werden, vor allem durch Migration, ganze Küchen exportiert. In aller Regel müssen die neuen Küchen sich den bereits vorhandenen Kulturen anpassen, weswegen, wie jedem klar sein dürfte, die H19 beim Asia-Imbiss Mekong mit originaler chinesischer Küche nicht mehr viel zu tun hat.

Das ist die Info aus dem grob ersten Drittel des Buchs, bis dahin ist es in der Tat noch recht informativ und unterhaltsam geschrieben. Trenk weiß, wovon er redet und er kann das auch nett rüberbringen. Aber dann geht das Genörgel los. Die Deutschen wollen zu allem immer so viel Soße, auch wenn die da nicht hingehört, das ist nicht original. Kein Chinese würde das freiwillig essen, was man uns hier als chinesisches Essen verkauft. Keine indische Hausfrau würde ihrer Familie das vorsetzen, was man in Londoner Supermärkten als tiefgefrorenes Curry kaufen kann. Was kann man auf deutschen Straßen überhaupt noch originär Deutsches essen, wo jeder Imbiss Döner, Sushi und Kumpir verkauft? Und überhaupt – diese Liebe der Deutschen zum süß-sauren, die ihren gruseligen Höhepunkt im Hawaii-Trend fand!

Nun ist es mir halt egal, was der Autor eines Sachbuchs von Pizza Schnitzel und Döner Hawaii hält. Wenn sie ihm nicht schmeckt, soll er’s halt lassen. Ich find Obst auf meiner Pizza jetzt auch nicht so ne gute Idee, aber das ewige Lamentieren über den Untergang jeder Esskultur wird anstrengend. Das verdirbt einem auch das Lesen, denn das Genörgel über anderer Leute Essen nimmt so viel Raum ein, dass die tatsächliche Information oft ziemlich auf der Strecke bleibt und bringt auch nicht unbedingt Sympathiepunkte. Die wirklich spannenden und ausführlichen Fakt sind leider recht rar gesät und auf den ersten Teil des Buchs konzentriert. Für totale Neulinge auf dem Gebiet ist das Buch vielleicht ein netter Einstieg, wer sich aber jemals schon mit verschiedenen Esskulturen auseinandergesetzt hat, wird wenig Neues finden und am Ende noch eine Menge offener Fragen haben.


Marin Trenk: Döner Hawaii. Unser globalisiertes Essen. Klett-Cotta 2015. € 17,95, 297 Seiten.